Wenn sich die Grundschulzeit dem Ende neigt, stellen Eltern sich die Frage, welche weiterführende Schule für ihr Kind die richtige ist. Mit dem Halbjahreszeugnis der vierten Klasse melden sich die meisten Kinder in Nordrhein-Westfalen am Gymnasium, an der Gesamtschule, an der Real- oder Hauptschule an. Auch Berufskollegs und Förderschulen, Sekundarschulen und Gemeinschaftsschulen gehören zum Schulangebot in NRW. Wer sich für das Lehramt der Sekundarstufe I oder II entscheidet, übernimmt eine wichtige Rolle in der Bildungsbiografie junger Menschen. Kinder und Jugendliche brauchen Fachkräfte, die neben dem Unterricht den Anforderungen an das Lehramt gerecht werden möchten. Denn eines ist in den vergangenen Jahren deutlich geworden: Alle Schulformen sind mit steigenden Ansprüchen und neuen Herausforderungen konfrontiert – mit dem Lehrkräftemangel, der Bildungsgerechtigkeit und Digitalisierung, mit der Inklusion und Integration. Lehrer*innen leisten viel mehr als reinen Fachunterricht. Wir als Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Nordrhein-Westfalen (GEW NRW) vertreten die Interessen der Lehrer*innen der Sekundarstufen I und II aller weiterführenden Schulen.
Gesamtschulen: Länger gemeinsam lernen
In NRW sind Gesamtschulen etabliert und Vorreiter für Inklusion und Integration. In der Gesamtschule lernen alle Kinder und Jugendlichen gemeinsam bis zur Fachoberschul- oder Fachhochschulreife nach der zehnten Klasse. Danach können sie bei entsprechender Qualifikation den Weg zum Abitur weitergehen. Auch an Sekundarschulen lernen Kinder und Jugendliche länger gemeinsam. Das bedeutet mehr Chancengleichheit und bietet Raum für innovative Schul- und Unterrichtsentwicklung. Der Einsatz für Lehrkräfte an allen Schulformen des längeren gemeinsamen Lernens gehört zu den Kernaufgaben der GEW NRW. Eine angemessene Personalausstattung, Mitbestimmung und Mitwirkung sind beim Aufbau der Schulen essenziell. Dafür setzen wir uns ein!
Lehramt NRW: Raum für individuelles Lernen an Gymnasien schaffen
An Gymnasien machen wir uns für einen flexiblen Weg zum Abitur stark und begrüßen die Rückkehr zu G9, die Lehrkräften und Schüler*innen am Gymnasium mehr Flexibilität für individuelles Lernen bietet und modernen Unterricht ermöglicht. Die GEW NRW begleitet die Reform der gymnasialen Oberstufe in NRW deshalb kritisch und macht sich stark für ausreichende Ressourcen der Kolleg*innen am Gymnasium, damit sie Schüler*innen sinnvoll bis zum Abitur begleiten können. Ziel muss es sein, jede Schüler*in auf ein individuell bestmögliches Bildungsniveau zu bringen und Vielfalt als Gewinn anzuerkennen. Wir setzen uns dafür ein, dass Bildungsgerechtigkeit für die heterogene der Schüler*innenschaft oberste Priorität hat. Ein zukunftsfähiges Konzept muss die unterschiedlichen Lernvoraussetzungen, Begabungen und Interessen der Schüler*innen berücksichtigen. Und gute Bildung kann es nur geben, wenn die Beschäftigten an Gymnasien gute Arbeitsbedingungen vorfinden!
Lehrkräfte an Realschulen und Hauptschulen stärken
Wer sich für das Lehramt der Sekundarstufe I in NRW entscheidet, unterrichtet oft an einer Realschule oder Hauptschule. Die Realschule ist nach wie vor bei vielen Eltern sowie Kindern und Jugendlichen beliebt. Der Alltag für die Kolleg*innen verändert sich und die Schüler*innenschaft wird vielfältiger. Kolleg*innen an Realschulen leisten vermehrt Inklusion und Integration durch den seit Jahren anhaltenden Rückgang der Hauptschulen. Um die Herausforderungen zu meistern und eine gute Work-Life-Balance aufrechtzuerhalten, wünschen sich immer mehr Lehrkräfte in Teilzeit zu arbeiten. Wir als GEW NRW schützen Lehrkräfte an Realschulen und setzen uns für gute Arbeitsbedingungen ein.
Die Umgestaltung der auslaufenden Hauptschulen zu Schulen des längeren gemeinsamen Lernens, wie Sekundarschulen oder Gesamtschulen, begleitet die GEW NRW schon lange und weiß: Nur mit dem Wissen und den Erfahrungen der Hauptschullehrer*innen kann dieser Prozess gelingen! Wir unterstützen Hauptschullehrkräfte, um die Qualität der Arbeit und des Unterrichts sicherzustellen. Wir kämpfen für gute Bedingungen und für Wertschätzung – bis zum Schluss.
Lehramt an Berufskollegs: GEW fordert bessere Ausstattung
Die Bildungsgewerkschaft GEW NRW vertritt die Interessen der Beschäftigten an Berufskollegs. Ob Werkstatt- oder Fachlehrer*in, ob Schulsozialarbeiter*in oder Sonderpädagog*in, ob tarifbeschäftigte oder verbeamtete Lehrkraft – wir fordern berufliche Entwicklungsmöglichkeiten und eine angemessene Bezahlung für alle. Die Politik muss die Berufskollegs besser ausstatten, damit unter anderem die Integration junger Migrant*innen und Geflüchteter in Ausbildung und Beruf gelingt. Mit der jährlichen Tagung „Was gibt's Neues am Berufskolleg?“ begleitet die GEW NRW die rechtlichen Rahmenbedingungen kritisch und greift aktuelle Themen wie Inklusion und aktiven Gesundheitsschutz am Berufskolleg auf.
Lehramt NRW: Schulleiter*innen unterstützen, Referendar*innen besser bezahlen
Die Laufbahn im Lehramt beginnt mit dem Referendariat und endet für einige mit einer Stelle als Schulleiter*in. Dass die Leitungsfunktion ein Karriereziel für motivierte Lehrer*innen bleibt, daran arbeiten wir bei der GEW NRW. Im Ausschuss für Schulleitung setzen wir uns für die Interessen der Schulleitungen ein. Die GEW NRW kämpft für optimale und faire Bedingungen in der Ausbildung von Referendar*innen. Bedarfsdeckender Unterricht, Hospitationen und Unterrichtsbesuche – die zweite Phase der Ausbildung im Lehramt ist anspruchsvoll! Wir setzen uns für Mitbestimmung ein und begleiten die Reformen der Lehrkräfteausbildung kritisch. Eine unserer wichtigsten Forderungen: Lehramtsanwärter*innen im Referendariat müssen besser bezahlt werden!