Eigentlich sind die Rollenzuschreibungen im Nibelungenlied klar: Auf der einen Seite der tapfere Drachentöter Siegfried, ein strahlender Held, ein Königssohn. Und auf der anderen Seite sein Widersacher, der heimtückische Hagen, der später zu seinem Mörder wird. Doch genau diese Charakterisierungen hat der Autor Wolfgang Hohlbein 1986 in seinem Fantasyroman „Hagen von Tronje“ gegen den Strich gebürstet. Überraschend lässt er den vermeintlichen Schurken Hagen zum Titelhelden werden – und hält für Siegfried nur die Rolle des selbstverliebten Kriegers bereit.
Auf dieser Interpretation beruht nun der Film HAGEN – IM TAL DER NIBELUNGEN von Cyrill Boss und Philipp Stennert, der weniger Heldenepos und mehr Antiheldenepos ist. Damit lädt er zu einer Wiederentdeckung der Sage ein, die 2009 auch ins Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen wurde, sowie zum Nachdenken darüber, wie in der Adaption bildgewaltig über Macht, Verantwortung, Helden- und Geschlechterbilder erzählt wird.