Gesellschaft 30.06.2017

Wirksame Suchtvorbeugung in der Schule

Soziale Arbeit
Wirksame Suchtvorbeugung in der Schule

ginko unterstützt Schulen bei der Suchtprävention

Schule ist ein wichtiger Ort für suchtpräventive Arbeit, da dort in der Regel alle Kinder und Jugendlichen sowie ihre schulischen Bezugspersonen – Lehrer*innen, Schulsozialarbeiter*innen und -psycholog*innen – und ihre Eltern erreicht werden können.

  • Autor*in: Ruth Ndouop-Kalajian
  • Funktion: Projektkoordination bei ginko, Landeskoordinierungsstelle für Suchtvorbeugung NRW
Min.

Schulen, die sich im Rahmen der schulischen Gesundheitsförderung mit Suchtprävention befassen, finden in den vom Land NRW geförderten örtlichen Prophylaxefachkräften wertvolle Kooperationspartner*innen. Gemeinsam mit den Lehrer*innen können sie längerfristige Interventionen und Konzepte für die schulische Suchtprävention und den Umgang mit Suchtgefährdungen entwickeln und umsetzen.

Prophylaxefachkräfte sind Ansprechpersonen vor Ort

Die ginko Stiftung für Prävention ist Träger der Landeskoordinierungsstelle für Suchtvorbeugung in Nordrhein-Westfalen sowie Träger einer Fachstelle für Suchtvorbeugung und einer Jugendberatung in Mülheim an der Ruhr.

Die Landeskoordinierungsstelle unterstützt und koordiniert im Auftrag des Gesundheitsministeriums die Arbeit der in den Kreisen und Kommunen tätigen speziellen Prophylaxefachkräfte. Vor Ort sind die Prophylaxefachkräfte unter anderem die Ansprechpersonen für Lehrkräfte, pädagogische Fachkräfte in Schulen und den Einrichtungen der Jugendhilfe sowie weiteren Multiplikator*innen in den Bereichen Bildung und Gesundheit. Die Prophylaxefachkräfte bieten Veranstaltungen mit wechselnden Schwerpunkten an – was die Zielgruppen, Settings und Suchtmittel anbelangt, wird Beratung in allen Belangen der Prävention durchgeführt und die Vernetzung vor Ort gefördert.

Über Sucht informieren, Erkrankung vorbeugen

Schulische Suchtvorbeugung zielt darauf ab, altersangemessen über Suchtmittel zu informieren und für Suchtgefahren zu sensibilisieren. Soziale Kompetenz, Konfliktfähigkeit und Risikokompetenz werden gefördert sowie Eigenverantwortung und Selbstreflexion in Bezug auf den Konsum von Suchtmitteln gestärkt.

Suchtvorbeugung in der Schule ist wirksam, wenn sie

  • frühzeitig einsetzt,
  • langfristig, kontinuierlich und zielgruppenspezifisch ausgerichtet ist,
  • Lebenskompetenzen fördert,
  • an Lebenswelten anknüpft,
  • vor Ort vernetzt und koordiniert stattfindet.

Suchtprävention im Klassenraum: Check it!

Ein auf diesen Grundlagen entwickeltes Präventionsprogramm der Mülheimer Fachstelle für Suchtvorbeugung ist die Unterrichtsreihe „Check it!“, die mittlerweile in weiteren Städten und Kreisen in NRW durchgeführt wird. „Check it!“ beinhaltet mehrere Bausteine und Veranstaltungen für Schulklassen ab dem achten Jahrgang innerhalb eines Schulhalbjahres.

Eingebunden sind örtliche Kooperationspartner*innen wie zum Beispiel die Suchtselbsthilfe, Beratungs- und Therapieeinrichtungen, Kliniken sowie die Polizei. Die Zusammenarbeit ermöglicht es, dass sich die Schüler*innen aus verschiedenen Perspektiven mit dem komplexen Thema „Sucht“ befassen können.

Suchtverhalten von Jugendlichen heute

Suchtmittel – legale wie illegale – sind im Jugendbereich weitverbreitet. Laut den Erfahrungen der Jugendberatungsstelle der ginko Stiftung für Prävention sind die am häufigsten konsumierten Suchtmittel bei Jugendlichen nach wie vor Zigaretten und Alkohol, gefolgt von Cannabis und Amphetaminen. Neben den stoffgebundenen Suchtmitteln rückt der exzessive Medienkonsum – mit Schwerpunkt auf sozialen Netzwerken und Onlinespielen – zunehmend in den Fokus.

Für Lehrkräfte und auch für Eltern ist es oft nicht einfach zu erkennen, ob Schüler*innen Suchtmittel konsumieren oder ob sie suchtgefährdet sind. Abfallen der Leistungen, kein regelmäßiger Schulbesuch, plötzlich wechselnde oder gar keine Interessen mehr, wechselnder Freundeskreis, „geistige“ Abwesenheit – das sind mögliche Hinweise, die aber ebenso gut für andere Ursachen stehen können wie beispielsweise Probleme in der Familie, Entwicklungsprobleme in der Pubertät oder Mobbing.

Kommunikation mit suchtgefährdeten Schüler*innen

Lehrer*innen sollten Veränderungen erkennen, so konkret wie möglich notieren und ihre Eindrücke mit denen von Kolleg*innen abgleichen. Bei Unsicherheit können sie jederzeit die spezialisierte Suchtprophylaxefachkraft zurate ziehen.

Lehrkräfte können auch das Gespräch mit Jugendlichen suchen und sie auf die Veränderungen ansprechen. Haltung und Methoden der motivierenden Gesprächsführung sind gerade für solche „schwierigen“ Anlässe entwickelt worden.

Liegt an der Schule ein Konzept zum Umgang bei Drogenkonsum vor, finden sich darin Hinweise zum Vorgehen und Kontakte zu Beratungsstellen. Bei Verdacht auf Drogenhandel muss die Schulleitung einbezogen werden. Der Erlass über die „Zusammenarbeit bei der Verhütung und Bekämpfung der Jugendkriminalität“ gibt ergänzende Hinweise zum Vorgehen.

 

Projekte, Aktionen und Fortbildungen rund um Suchtprävention an Schulen

Zur weiteren Unterstützung der schulischen Suchtvorbeugung organisiert und koordiniert die Landeskoordinierungsstelle landesweite Programme, die mit den Prophylaxefachkräften vor Ort umgesetzt werden können. Dazu gehören:

  • Landeskampagne „Sucht hat immer eine Geschichte“: unter anderem Aktionstage, ALK-Parcours sowie HipHop- und Musikvideoworkshops
  • Landesinitiative „Leben ohne Qualm“: unter anderem LoQ-Parcours, HipHop-Workshops und -Wettbewerb und sms-coach
  • Hart am Limit „HaLt“: Alkoholprävention mit Einzel- und Gruppenangeboten
  • Präventionsprogramm Cannabis NRW „Stark statt breit
  • Apps zur suchtpräventiven Arbeit: Tabak-Talk, WhatsAlk, WhatsOn, Get it! und Actionbound
  • MOVE – Motivierende Gesprächsführung bei konsumierenden Jugendlichen: dreitägige Fortbildung für Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte in der Jugendarbeit

Redaktioneller Hinweis: Dieser Text ist Teil einer Serie zum Thema Suchtprävention in Ergänzung zur nds 6/7-2017 „Sucht und Schule: Gemeinsam Auswege finden.“ Die Beiträge stellen unterschiedliche Projekte vor, nennen Ansprechpartner*innen und geben Lehrer*innen, Eltern, Jugendlichen und Kindern Tipps im Umgang mit Suchterkrankungen.