lautstark. 30.08.2024

Von der Hängematte zurück in den Job

BelastungEntlastungMitbestimmung

Selbstfürsorge nach dem Urlaub

Es ist nicht lange her, da hast du noch am Strand gelegen, die Ruhe in den Bergen oder das entschleunigte Leben zu Hause genossen. Nun rufen Alltag und Job mit ihren Anforderungen. Gerade in Kitas und Schulen, wo strukturelle Missstände für Beschäftigte besonders zu hohen Belastungen führen, ist es schwer, die gewonnene Erholung und Gelassenheit zu bewahren. Mit einfache Übungen kannst du dir etwas Gutes tun.

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  • Ausgabe: lautstark. 04/2024 | Ökonomisierung – Bildung als Ware?
  • Autor*in: Sabine Bimmler
  • Funktion: Psychologin, Coachin und Psychotherapeutin für Verhaltenstherapie
  • Autor*in: Mia Moon Plömacher
  • Funktion: Psychologin, Bachelor of Science
Min.

Mit Fantasie zurück in den Urlaub reisen

Jeder Tag kann einige Minuten Urlaubsgefühl in sich tragen. Das geht mit einer Fantasiereise besonders gut, denn unser Vorstellungsvermögen ist kraftvoll.

So geht’s:

  • Schließe in deiner Pause die Augen und reise gedanklich kurz zurück an deinen Urlaubsort. Erinnere dich lebhaft an entspannte Momente und wecke die damit verbundenen angenehmen Gefühle.
  • Ein Foto oder Souvenir hilft, die Erinnerung noch lebendiger werden zu lassen.
  • Atme tief ein und aus – das verstärkt den Effekt.
  • Bereits eine Minute Fantasiereise reicht zum Auftanken.

Nutze die frische Perspektive

Auszeiten von Gewohnheiten bieten die Chance, diese kritisch zu betrachten. Denn nicht alle Gewohnheiten sind für deine Gesundheit nützlich. Gerade in Bildungseinrichtungen sind Abläufe sehr stark von außen vorgegeben, sodass dort meist nicht die Möglichkeit besteht, etwas am Tagesablauf zu verändern.

Probiere mal Folgendes aus:

  • Sobald du an deinem Arbeitsplatz angekommen bist, nimm die ersten 15 Minuten in den Blick und beobachte deine Handlungen, als würdest du sie zum ersten Mal machen. Frage dich: Welche Gewohnheiten sind hilfreich? Welche sind überflüssig oder stressig?
  • Achte darauf, was du denkst und machst. Notiere, was du anders machen möchtest. Wichtig: Wirf regelmäßig einen Blick auf deine Notizen.
  • Du kannst diese Übung auch auf weitere Zeiträume in deinem Arbeitsablauf anwenden oder damit direkt nach dem Aufstehen in den Tag starten. Schau, was dir guttut und was du ändern kannst und willst. 

Vereinfache deine Vorgehensweisen

In einer komplexen Welt neigen wir oft zu komplizierten Lösungen. Wir wollen es perfekt machen. Vereinfachung und Verschlankung entspannen uns jedoch, weil Dinge beherrschbar bleiben.

Diese Fragen können dir helfen:

  • Erinnere dich an deine Kindheit – wie haben deine Eltern oder Großeltern Dinge geregelt oder Probleme gelöst?
  • Überdenke deine Ansprüche. Frage dich bei stressigen Aufgaben oder Projekten zuerst: Welche ist die einfachste Lösung? Was ist das Minimalziel? 

Positive Gedanken bewirken Großes

Bei der Rückkehr in den Arbeitsalltag ist es hilfreich, den Blick bewusst auf das Positive zu lenken und Vorfreude sowie Dankbarkeit zu fühlen. Denn auch der Alltag bietet wertvolle Momente der Freude und Erfüllung.

So geht’s:

  • Frage dich: Worauf freue ich mich heute? Was mag ich an meinem Job? Für welche Erlebnisse und Begegnungen bin ich dankbar?
  • Schreib die Antworten auf kleine Zettel und sammle diese in einem Dankbarkeitsglas. Bei Bedarf oder in einem täglichen oder wöchentlichen Ritual kannst du die Zettel noch mal lesen und so den Fokus auf die schönen Aspekte deines täglichen Lebens richten.
  • Diese Übung lässt sich auch gut mit Kindern durchführen.

Eine Wohltat für die Nerven

In einer kurzen Pause zwischen zwei Aufgaben oder nach einer stressigen Situation kannst du dein Nervensystem besonders gut mithilfe einer Körperübung entspannen. Wir stellen dir hier Schritt für Schritt die Klopftechnik, auch Tapping genannt, vor.

1 . Klopfe dein Brustbein (1 bis 2 Minuten)

  • Setze oder stelle dich bequem hin und entspanne deine Schultern.
  • Führe deine Hände zur Mitte deiner Brust und beginne vorsichtig mit deinen Fingerspitzen auf das Brustbein zu klopfen. Finde einen gleichmäßigen, beruhigenden Rhythmus und einen angenehmen Druck beim Klopfen.
  • Während du klopfst, entspanne deinen Atem und lass ihn gleichmäßig durch die Nase ein- und durch den Mund wieder ausströmen.

2 . Klopfe dein Schlüsselbein (1 bis 2 Minuten)

  • Wandere mit deinen Händen nach oben zu deinem Schlüsselbein.
  • Kreuze die Arme, damit die Schultern weiterhin entspannt bleiben.
  • Atme weiter ruhig und gleichmäßig, während du nun mit sanftem Druck rechts und links rhythmisch auf dein Schlüsselbein klopfst.

3 . Klopfe deinen Hals (1 bis 2 Minuten)

  • Nach etwa 2 Minuten kannst du die gekreuzten Arme auflösen. Wandere dann mit deinen Händen noch weiter nach oben bis zu deinem Hals und beginne die Außenseiten deines Halses mit sanften Bewegungen zu klopfen oder von oben nach unten auszustreichen.
  • Der Atem fließt gleichmäßig weiter. Führe die Massage für etwa 1 bis 2 Minuten durch.

4 . Umarme dich (1 bis 2 Minuten)

  • Kreuze zum Abschluss der Übung deine Arme noch mal vor der Brust und gib dir eine kleine Selbstumarmung. Spanne dazu die Arme kurz an und presse sie an deinen Körper. Eine wunderbare Erfahrung!

Wie wirkt die Übung?

Das Klopfen stimuliert den Vagusnerv, wodurch Stress abgebaut und das Nervenstystem beruhigt wird. Wenn du diese Übung regelmäßig machst, kann sie dich dabei unterstützen, auf die Anforderungen im Alltag entspannter zu reagieren.

Entschleunige und lerne von Schnecken

Ein Zitat des Journalisten und Lyrikers Wolfgang J. Reus lautet: „Ich fragte eine Schnecke, warum sie so langsam wäre. Sie antwortete, dadurch hätte sie mehr Zeit, die Welt zu sehen.“ Urlaub steht auch für Entschleunigung. Im Kita- oder Schulalltag ist es gar nicht so leicht, den Autopiloten auszuschalten.

Probiere mal Folgendes aus:

  • Versuche in Alltagsmomenten zwischendurch „zur Schnecke“ zu werden. Das geht beim Essen oder Gehen besonders gut: Nimm jeden Bissen langsam kauend wahr oder bewege dich verlangsamt, bewusst und achtsam. Das ist Balsam für dein Nervensystem und schafft ein Gegengewicht zur Hektik im Alltag.
  • Vielleicht kannst du diese Übung auch als Gruppenangebot in deiner Kita oder als kleine Pause zwischen zwei Lerneinheiten mit deinen Schüler*innen machen. Kinder machen so eine Übung gern mit und auch ihnen tut die Entschleunigung gut. 

Akzeptiere, was du nicht ändern kannst

Sich an der Realität zu reiben mit Gedanken wie „Das kann doch nicht wahr sein!“ kostet viel Energie. Besonders im Bildungssektor, wo es an Geld und Fachkräften fehlt, sind solche Gedanken nicht ungewöhnlich. Und klar, an diesen Missständen muss sich etwas ändern!

Das kannst du für dich tun:

  • Wenn du dich über etwas aufregst, frage dich: Kann ich an dieser Situation jetzt etwas ändern?
  • Falls nicht, sag innerlich Ja zu dem, was gerade ist.
  • Atme tief durch, schließe die Augen und sage innerlich zu dir: Ich nehme an, was ist.
  • Dann kannst du dich neu orientieren und dich fragen: Wie geht es jetzt, in diesem Moment für mich weiter?