Gesellschaft 14.08.2017

Peerkonzept zur Suchtprävention an Schulen

Soziale Arbeit
Peerkonzepte zur Suchtprävention an Schulen

Schüler*innen geben ihr Wissen an Gleichaltrige weiter

Gleichaltrige wissen einfach besser, wie’s in der Schule so läuft. Kein Wunder also, dass das Konzept der Suchthilfe Aachen so gut ankommt: Suchtprävention im Unterricht auf Augenhöhe.

  • Autor*in: Yvonne Michel
  • Funktion: Beraterin in der Fachstelle für Suchtprävention der Suchthilfe Aachen
Min.

Regelmäßig bildet die Fachstelle für Suchtprävention der Suchthilfe Aachen Schüler*innen von Gymnasien oder Berufkollegs zu sogenannten Peers aus. Die Peers geben ihr Wissen zu Themen der Suchtprävention dann an ihre Mitschüler*innen weiter. Peers steht dabei für „Gleichaltrige“ oder „Gleichgesinnte“.

Informationen von Gleichaltrigen wirken

„Die Erfahrung zeigt, dass es jüngeren Schüler*innen leichter fällt, mit anderen Teenagern über Sucht und Drogen zu sprechen als mit ihren Lehrer*innen oder uns Erwachsenen aus der Beratungsstelle. Ihre Botschaften werden eher angenommen und umgesetzt“, erklärt Yvonne Michel, Fachkraft für Suchtprävention, die Konzeptidee. Eine langjährige Partnerin ist zum Beispiel die Viktoriaschule Aachen. Jedes Jahr werden dort etwa 25 neue Schüler*innen aus der Jahrgangsstufe 10 von ihren Beratungslehrer*innen ausgewählt. Die Jugendlichen entscheiden selbst, ob sie als Peer ausgebildet werden möchten oder nicht.

Ihre Aufgabe ist es, in einer Projektwoche immer kurz vor den Sommerferien mit ihren Mitschüler*innen der Jahrgangsstufen 6 bis 9 zu verschiedenen Themen zu arbeiten. „Um die Peers nicht zu überfordern, teilen wir die Klassen in zwei Gruppen. Jede Klassenhälfte wird dann von einem Peer-Tandem besucht“, erklärt Heiko Kleinfeld, Beratungslehrer an der Schule, den Ablauf. Sein Kollege Andreas Kramer ergänzt: „Hier gestalten sie einzelne Stunden mit Spielen, Übungen, Gesprächsrunden oder Kurzvorträgen zu Computer und Internet, Rauchen, Essstörungen, Cannabis oder Alkohol.“

Beste Vorbereitung für den Unterricht durch Methode und Wissen

Um für diese verantwortungsvolle Aufgabe gut gewappnet zu sein, investiert die Schule vier Ausbildungstage, die von der Fachstelle für Suchtprävention gestaltet werden. „Dabei geht es sowohl um die Reflexion des eigenen Konsumverhaltens als auch um Hintergrundwissen zu verschiedenen Drogen und Verhaltenssüchten, die Definition von Sucht oder rechtliche Aspekte. Der Schwerpunkt liegt jedoch auf der Vermittlung von Methoden, damit Gleichaltrige ihr neu erworbenes Wissen auch interessant und abwechslungsreich im Unterricht vermitteln können“, erläutert Yvonne Michel den Inhalt der Schulung.

Mithilfe eines Suchtverlaufs wird beispielsweise der Weg in eine Abhängigkeit gezeigt. Ein Bilderrätsel vermittelt spielerisch Informationen zur Wirkungsweise sowie zu den möglichen gesundheitlichen Risiken und rechtlichen Folgen von Cannabis. Mit der großen Schadstoffzigarette werden Inhaltsstoffe im Tabak und im Tabakqualm einfach erklärt. Ein Rauschbrillenparcours macht die negativen Erscheinungen eines Rauschs erleb- und besprechbar.

Die Aufgabe der Beratungslehrer*innen ist vor allem die Organisation in der Schule: Unterrichtseinheiten und Räume müssen reserviert sowie Kolleg*innen informiert werden. Ein Materialraum und die Anwesenheit von Beratungslehrer*innen in den Pausen stellt sicher, dass die Schüler*innen Zugang zu den Methoden haben und beispielsweise Kopien machen können. Fragen und Sorgen der Eltern werden bei einem begleitenden Elternabend aufgegriffen.

Gesundheitsförderung und Prävention gehören zum Schulkonzept

„Unser Einsatz ist groß“, sagt Axel Schneider, Direktor der Schule. „Als Schule, die zum Netzwerk ‚Bildung und Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen‘ gehört, legen wir auf Gesundheitsförderung und Prävention einen besonderen Wert.“
Damit eine solch aufwendige Maßnahme der Suchtprävention erfolgreich an einer Schule implementiert werden kann, müssen ein paar Bedingungen erfüllt sein:

  • Das Konzept muss mit all seinen Konsequenzen sowohl von der Schulleitung als auch vom Kollegium gewollt sein und darf nicht nur eine Alibifunktion erfüllen.
  • Das Konzept sollte eingebettet sein in ein Gesamtkonzept der Suchtprävention mit Maßnahmen der Verhältnis- und Verhaltensprävention.
  • Suchtprävention und weitere Maßnahmen sind nicht nur Aufgabe der Beratungslehrer*innen, sondern eine Querschnittsaufgabe für das gesamte Kollegium. Daher muss das Thema nicht nur frühzeitig und kontinuierlich, sondern auch fächerübergreifend behandelt werden.
  • Um ein Peerkonzept zu planen, umzusetzen und auszuwerten, braucht es Ressourcen – sowohl personeller als auch finanzieller Art.
  • Die Maßnahmen sollten im Schulkonzept aufgenommen werden.

Die Suchtprävention Aachen hilft Schulen auf ihrem Weg, diese Kriterien zu erfüllen. Peerprojekte lohnen sich immer für alle Beteiligten, wenn alle mit anpacken!
 

Kontakt

Fachstelle für Suchtprävention der Suchthilfe Aachen
Yvonne Michel + 49 241 41356130

Viktoriaschule Aachen – Gymnasium der evangelischen Kirche im Rheinland
Andreas Kramer und Heiko Kleinfeld (Beratungslehrer) +49 241 946190