Sie leiten Grundschulen, eine Gesamtschule, ein Gymnasium und ein Berufskolleg. Ihre Schulen eint ihre Lage. Sie liegen im Duisburger Stadtteil Marxloh. In ihrem gemeinsamen Positionspapier beschreiben sie nicht primär die Defizite der Schüler*innen im Stadtteil. Sie stellen die Potenziale der Kinder und Jugendlichen in den Vordergrund: „Wir wissen trotz der massiven Probleme um die Bildungspotenziale und Begabungsreserven der Schülerinnen und Schüler, die diese bei einer grundlegenden Veränderung der Rahmenbedingungen im Stadtteil entfalten könnten. Wir wollen die Talente und Potenziale eines jeden Kindes entdecken und fördern und die Schülerinnen und Schüler wieder zu den, ihren Möglichkeiten entsprechenden, schulischen Leistungen und Abschlüssen führen.“
Über die einzelne Schule hinausdenken
Ihr Ansatz weist über die jeweils eigene Schule oder Schulform hinaus. Eine Stärkung der Schulprofile soll einhergehen mit einer Vernetzung der Einzelschulen. Scheinen ihre Vorstellungen zu einer besseren Gestaltung der Übergänge noch ohne schulrechtliche Änderungen realisierbar, sieht das bei weiteren Forderungen anders aus: So haben die Schulleiter*innen zum Beispiel zu Papier gebracht, dass das gewünschte Schulzentrum (Campus) Marxloh über eine gemeinsame gymnasiale Oberstufe verfügt, deren Räumlichkeiten und Unterrichtsangebote sich an allen drei Standorten der Marxloher weiterführenden Schulen befinden.
Ein Schulzentrum als soziales Vernetzungszentrum im Stadtteil Marxloh
Selbstbewusst beschreiben die Schulleiter*innen die Funktion von Bildung und von Bildungseinrichtungen in ihrem Positionspapier: „Den Schulen am Bildungsstandort Marxloh kommt eine zentrale Aufgabe zu, um den Standort zu stabilisieren und Armut und Ausgrenzung entgegenzuwirken. Die Schulen können im Rahmen des Integrierten Handlungskonzepts für den Stadtteil koordinierende und integrierende Maßnahmen initiieren und unterstützen. Dazu ist die enge Zusammenarbeit mit allen außerschulischen Akteuren unerlässlich.“ Folgerichtig gehen sie davon aus, dass das Schulzentrum ein Zentrum Integration, ein Zentrum Familie und ein Zentrum Soziales Lernen besitzt.
Ein „Letter of Intent“ als Startschuss für mehr Bildungsgerechtigkeit in Marxloh?
Die Schulleiter*innen wissen, dass die Landespolitik, die Stadt Duisburg als Schulträger und die verschiedenen Ebenen der Schulaufsicht ihren jeweiligen Beitrag leisten müssen – mit kreativem Umgang der bestehenden Rechtskreisgrenzen. Es geht um die Gebäude und ihre Ausstattung, eine wissenschaftliche Begleitung, mehr Personal – auch multiprofessionelles Personal – sowie mehr Leitungszeit für die Schulleiter*innen. Gespräche sind angelaufen.
Im Rahmen der Aktion „GEW in Bildung unterwegs“ hat der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link – gemeinsam mit der GEW-Vorsitzenden Marlis Tepe und der GEW-Landesvorsitzenden Dorothea Schäfer – eine der beteiligten Schulen besucht, die Herbert-Grillo-Gesamtschule. Er brachte einen „Letter of Intent“ der beteiligten Schulen und Institutionen ins Gespräch – und zwar als Verständigung auf ein gemeinsames Projekt und als Startschuss für mehr Bildungsgerechtigkeit in benachteiligten Stadtteilen wie Duisburg-Marxloh.