lautstark. 03.02.2025

Die Welt mit anderen Augen wahrnehmen

ChancengleichheitEntlastungMedienkompetenzMitbestimmungUnterrichtsmaterial

Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien der GEW

Die Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien (AJuM) der GEW engagiert sich für Leseförderung und Medienbildung in allen Bildungseinrichtungen. Bundesweit stecken Ehrenamtliche viel Herzblut in Buchrezensionen und bieten mit Auszeichnungen, Empfehlungen sowie Materialien Orientierung für die pädagogische Arbeit. Ein Gespräch mit Caroline Wittig, AJuM-Vorsitzende in NRW.

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  • Ausgabe: lautstark. 01/2025 | Sprache. Macht. Teilhabe.
  • im Interview: Dr. Caroline Wittig
  • Funktion: Lehrkraft für besondere Aufgaben in der Literatur- und Lesedidaktik der Bergischen Uni Wuppertal
  • Interview von: Sherin Krüger
  • Funktion: freie Journalistin
Min.
Dr. Caroline Wittig ist Lehrkraft für besondere Aufgaben in der Literatur- und Lesedidaktik der Bergischen Universität Wuppertal und Vorsitzende der Landesstelle NRW der Arbeitsgemeinschaft Jugendliteratur und Medien (AJuM) der GEW.

Warum ist Leseförderung für die Bildung von Kindern und Jugendlichen so wichtig?

Caroline Wittig: Aktuellen Untersuchungen zufolge kann ungefähr ein Viertel der Kinder und Jugendlichen in Deutschland nicht so lesen, dass sie dem Inhalt folgen und ihn am Ende auch verstehen können. Maßnahmen zur Leseförderung unterstützen Leseverstehen und Lesekompetenz. Dies ist insofern wichtig, als das Lesen eine wichtige Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe ist. Gleichzeitig möchte ich das Lesen ungern auf funktionale Aspekte beschränken.

Leseförderung braucht es auch, um Kindern und Jugendlichen dabei zu helfen, eine Lesekultur zu entwickeln. Wer regelmäßig aus Genuss und zum Vergnügen liest, kann in neue literarische Welten eintauchen, Fremdheitserfahrungen machen, den Horizont erweitern, kleinere und größere Sprachwunder erleben – und nimmt die Welt dadurch mit anderen Augen wahr. Damit wirken sich Lesen und Literatur auch auf unser alltägliches Leben aus.

Wer regelmäßig aus Genuss und zum Vergnügen liest, kann in neue literarische Welten eintauchen, Fremdheitserfahrungen machen, den Horizont erweitern, kleinere und größere Sprachwunder erleben.

Was unternimmt die AJuM, um Lesekompetenz und Lesekultur zu fördern?

Caroline Wittig: Die AJuM hat insgesamt 16 Landesstellen – in jedem Bundesland eine. Die Landesstellen sind untereinander recht gut vernetzt und teilen sich viele Aufgaben und Themengebiete. So hat jede Landesstelle ehrenamtliche Mitglieder, die in regelmäßigen Abständen Neuerscheinungen rezensieren – meist Bücher, aber auch andere Medien wie zum Beispiel Hörspiele und Filme. Die Rezensionen erscheinen dann online in unserer Datenbank, in der Medien nach Kategorien und Schlagwörtern für unterschiedliche Altersgruppen kostenfrei recherchiert werden können.

Die Landesstellen können ihre Arbeit ansonsten sehr frei gestalten. Wir in NRW treffen uns beispielsweise zweimal jährlich, um die Neuerscheinungen aus Herbst und Frühjahr untereinander zu verteilen und uns über Literatur und das Rezensieren auszutauschen. Für unser nächstes Frühjahrstreffen haben wir einen fachlichen Input geplant, um den inhaltlichen Austausch unter den ehrenamtlich Engagierten noch einmal mehr anzuregen.

2024 haben wir erstmals eine Onlinelesereihe mit Kinder- und Jugendbuchautor*innen aus der Region veranstaltet: Die Reihe macht deutlich, dass Geschichten auch direkt vor unserer Haustür, hier in NRW, entstehen. Gerne würden wir die Lesereihe 2025 fortsetzen, da es noch so viel zu entdecken gibt.

Welche Ziele verfolgt die Arbeitsgemeinschaft mit ihrem Engagement?

Caroline Wittig: Wir beraten pädagogische Fachkräfte, Lehrpersonen, Eltern und alle, die mit Kinder- und Jugendliteratur und -medien arbeiten, und unterstützen bei der Auswahl. Und wir überlegen gemeinsam, wie Literatur und Medien sinnvoll eingesetzt werden können. Dazu hat die AJuM eine Zielvorstellung entwickelt. Denn wir sind überzeugt, dass Leseförderung und Medienbildung nur gelingen kann, wenn Kinder- und Jugendmedien in allen Bildungseinrichtungen fest verankert sind, auch curricular. 

Ganz wichtig sind in diesem Kontext auch professionell betreute und zielgruppenorientierte Bibliotheken in den Bildungseinrichtungen selbst oder in Kooperation mit Kommunen. Die Ehrenamtlichen setzen sich vor Ort für eine stärkere Vernetzung von Bildungseinrichtungen mit außerschulischen Literatur- und Medienangeboten für Kinder und Jugendliche ein.

Warum engagieren Sie sich in der AJuM und was möchten Sie mit der Arbeitsgemeinschaft erreichen?

Caroline Wittig: Ich persönlich schätze an der AJuM die Vernetzung zwischen Berufsfeldern, Statusgruppen und Disziplinen. Denn Leseförderung ist für mich ganz klar eine Querschnittsaufgabe und wir bringen – ob Lehramtsstudent, Professorin, Bibliothekarin, Erzieher oder Lehrerin – alle unsere eigenen Erfahrungswerte und Expertisen mit. Die Arbeit in der AJuM ermöglicht es, diese verschiedenen Stärken zu bündeln und durch wertschätzenden Austausch voneinander zu lernen. Das halte ich mit Blick auf die Leseförderung für enorm wichtig.