Pressemitteilungen 07.08.2023

Lehrkräftemangel: GEW legt Maßnahmenpaket vor

LehrkräftemangelBildungsgewerkschaftSeiteneinstiegChancengleichheitBildungsfinanzierung
  • Autor*in: Christoph Alt
  • Funktion: Pressesprecher der GEW NRW

Bildungsgewerkschaft fordert Marathon mit „Zwischensprint“

Bei der Pressekonferenz zum Start des Schul- und Kita-Jahres, fordert Vorsitzende Ayla Çelik umfassende Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel.

Min.

Düsseldorf - Die Bildungsgewerkschaft GEW NRW forderte bei ihrer Pressekonferenz zum Auftakt des Schul- und Kita-Jahres umfassende Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel an Schule und Kita ein. Dafür legte sie heute zwei umfassende Positionspapiere vor. „Wir sind auch heute wieder gezwungen festzustellen: Wir sind mitten in einer Bildungskrise. Unser größtes Problem ist der Fachkräftemangel, der die Beschäftigten extrem belastet und den Kindern ihre Bildungschancen raubt. NRW beerdigt die Bildungschancen seiner Kinder in erschreckendem Maße. Wenn die Überwindung der Bildungskrise ein Marathon ist, wie Ministerin Feller sagt, dann muss man festhalten: Einen Marathon gewinnt man nicht mit Pausen und Picknicks, sondern mit Zwischensprints. Den muss die Bildungspolitik in NRW endlich einlegen!“, forderte die Vorsitzende der GEW NRW Ayla Çelik.

Die Gewerkschafterin unterstrich wie ungleich die Chancen in unserem Bildungssystem verteilt sind: „Der Bildungsstand der Eltern bestimmt immer noch viel zu häufig über den Bildungsweg der Kinder. Arme Kinder haben schlechtere Bildungschancen als Kinder aus reicheren Elternhäusern. Und ein niedriger Bildungsabschluss führt häufiger zu Armut, die sich dann über Generationen vererbt.“ Çelik stellte kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen vor, die sowohl in Schule, wie auch in der frühkindlichen Bildung darauf zielen, den Beruf auf breiter Front attraktiver zu machen. „Ich freue mich, dass die Ministerin einer langjährigen GEW-Forderung nachkommt und Klassenarbeiten reduziert. Sie hätte hier aber mutiger sein und zwei Klassenarbeiten pro Jahr kürzen können. Das hätte noch mehr Raum geschaffen.“ Es bräuchte eine Aufgabenkritik, mahnte Çelik. Das Bespielen von Laptops sei keine Aufgabe von Lehrkräften. 

Mittelfristig müsse der Seiteneinstieg qualitativ besser und attraktiver werden. „Es braucht einen qualitativ hochwertigen Seiten- und Quereinstieg mit langfristigen Perspektiven im Schulsystem und eine angemessene Bezahlung, sodass diese Menschen sich nicht nach wenigen Jahren auf prekären Stellen doch wieder aus dem Bildungssystem – enttäuscht und desillusioniert – verabschieden. Nötig sind auch Coaching und Mentoringprogramme, damit diese Kolleg*innen nicht alleine gelassen und mit den Herausforderungen des Schulalltags sich selbst überlassen werden. Derzeit werden sie ins kalte Wasser geworfen.“
Langfristig sei laut Çelik eine bessere Betreuung nötig, um Abgänge und Abbrüche im Studium und Referendariat zu verringern: „Fast die Hälfte derjenigen, die Lehrerin werden wollte, geht uns verloren. Da müssen wir ran.“ Schulministerin Feller und Wissenschaftsministerin Brandes müssten einen Plan zur Kapazitätserhöhung bei der Lehrer*innenausbildung vorlegen. Für den Bereich der frühkindlichen Bildung verwies die GEW NRW-Vorsitzende auf das Positionspapier, das die Bildungsgewerkschaft bereits im Juli an Staatssekretär Bahr übergeben hatte. 

Wegen der riesigen Probleme in der Bildung sei die GEW NRW Erstunterzeichnerin des bundesweiten Appells „Bildungswende jetzt!“. Mit dem Bündnis ruft die Bildungsgewerkschaft für den 23.09.2023 zum bundesweiten Bildungsprotesttag auf. In NRW wird das Bündnis in Köln demonstrieren. Die Forderungen des Bündnisses „Bildungswende jetzt!“ gibt es hier zum Nachlesen: www.bildungswende-jetzt.de