Pressemitteilungen 24.06.2016

Lehrer*innenmangel führt zu hohen Belastungen

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Lehrer*innenmangel an Grundschulen

Stellen laufen leer – Notmaßnahmen müssen greifen

Steuern die Grundschulen auf einen erheblichen Lehrermangel zu? Erschreckende Rückmeldungen aus dem laufenden Einstellungsverfahren zum Schuljahresbeginn legen dies nahe. Zahlreiche Stellen können mangels Bewerber*innen nicht wieder besetzt werden und laufen leer.

  • Autor*in: Berthold Paschert
  • Funktion: Pressesprecher der GEW NRW
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 „Allein im Bezirk Düsseldorf konnten in der ersten Einstellungsrunde von 443 Stellen immerhin 260 nicht besetzt werden. Außerdem gab es dort für zwei Drittel der Stellen für Sonderschullehrkräfte für das gemeinsame Lernen keine Bewerbung. In anderen Bezirken und Regionen sieht es ähnlich düster aus“, berichtete heute GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer in Essen nach entsprechenden Hinweisen der Personalvertretungen.

Auch wenn das Schulministerium jetzt händeringend versuche, durch mehrere Nachrückverfahren diese Stellen noch zu besetzen, sei klar absehbar, dass viele Stellen an den Grundschulen unbesetzt blieben. Eine Ursache für den Lehrermangel sei nach Einschätzung der GEW  der durch die Umstellung des Studiums bedingte vorübergehende Rückgang der Masterabsolventen aus den Hochschulen, die in den Vorbereitungsdienst eintreten. So habe sich die Zahl der  Referendar*innen, die zum 1.5 und 1.11. dieses Jahres den Vorbereitungsdienst antreten, halbiert.  Zulassungsbeschränkungen, zu wenige Studienplätze und teils extreme Anforderungen an das Lehramt Grundschule sowie eine schlechtere Bezahlung als bei anderen Lehrämtern würden darüber hinaus zu diesem Engpass beitragen.

„Der Markt ist leer gefegt. Wenn jetzt Vertretungskräfte auf Dauerstellen unbefristet eingestellt werden, läuft der Vertretungspool leer. Damit werden neue Löcher gerissen“, kritisierte die GEW-Landesvorsitzende. Schäfer forderte rasche Abhilfe durch zeitlich befristete Notmaßnahmen, um vordringlich die teils gravierenden regionalen Unterschiede bei der Lehrerversorgung abzubauen. Wörtlich sagte sie: „Wir sollten die Anerkennung ausländischer Lehrämter ermöglichen und auch Stellen für den Seiteneinstieg  öffnen. Damit könnten zusätzliche Lehrkräfte eingestellt werden, die pädagogisch ausgebildet sind und weiterqualifiziert werden können.“

Die GEW-Vorsitzende forderte, für einen befristeten Zeitraum die Kapitalisierung der gesamten Lehrerstellen für die Offenen Ganztagsgrundschulen zu ermöglichen. Landesweit stehen 2591 Lehrerstellen zur Verfügung. Bereits jetzt können 50% des Stellenvolumens „kapitalisiert“ werden, um sozialpädagogische Fachkräfte und Betreuungspersonal für den Ganztagsbetrieb einzustellen.

Schon jetzt führe der Lehrermangel, Klagen an den Grundschulen zufolge, zu zusätzlich hohen Belastungen des Kollegiums, steigende Krankmeldungen seien die Folge. Hier fordert die GEW schnelle Abhilfe durch Entlastung und hat auch Vorschläge parat. Dorothea Schäfer: „Wir fordern ein Aussetzen der Qualitätsanalyse. Auch die Lernstandserhebung VERA3 und die Sprachstandserhebung Delfin4 können vorerst ausgesetzt werden.“