Auf dem Gebäude des Gymnasiums thront eine Photovoltaikanlage. Auch innerhalb der Gebäude setzen sich Schüler*innen und Lehrer*innen mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander: Wird richtig gelüftet? Wo heizen wir unnötig? Wie können wir unsere Mensa ökologischer gestalten? Dies sind nur ein paar Fragen, mit denen sich das Energiesparteam und der Projektkurs Nachhaltigkeit auseinandersetzen. So gehören die Bio-Mensa, Toiletten mit Grauwasser und Recyclinghefte in Hürth zum Alltag der Schüler*innen.
Mit der Bio-Mensa für eine lebenswerte Zukunft
Wie hinterlassen wir die Erde unserer nächsten Generation? Das sollte für junge Menschen eine existenzielle Frage sein. „Gerade Schüler*innen leben noch 70, 80 Jahre auf diesem wunderschönen Planeten. Und in der Schule hat man noch Zeit sich über das Klima Gedanken zu machen“, meint Daniel Chmela. Der Lehrer für Biologie, Religionslehre, Mathematik und Ernährungslehre hat zusammen mit dem stellvertretenden Schulleiter Thomas Knechten viele der Projekte ins Leben gerufen. Nachhaltigkeit war jedoch schon vorher wichtig an der Schule. Seit über zehn Jahren spart das Gymnasium Müll ein und setzt Energiesparprojekte um. Schon seit acht Jahren gibt es einen Biokiosk und seit sechs Jahren wird an einem nachhaltigen Angebot der Mensa gearbeitet. Mittlerweile bietet sie zu 100 Prozent Bioprodukte an, ist an drei von fünf Tagen vegetarisch und so regional wie möglich. Durch diese Maßnahme konnte der Treibhausgasausstoß stark reduziert werden. Ein Mensaverein kümmert sich um den Speiseplan und die Anstellung von Mitarbeiter*innen. Unter anderem durch diese aufwendige Aktion wurde das Ernst-Mach-Gymnasium im Sommer 2019 zum Energiesparmeister von Nordrhein-Westfalen gekürt.
Schüler*innen planen eigene Aktionen
Ab dem Eintritt in das Hürther Gymnasium wird bei den Kindern ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit geschaffen. So gibt es unter allen Klassen den jährlichen Wettbewerb, wer am besten Energie spart. In Stichproben kontrollieren Schüler*innen der Oberstufe, ob das Fenster auf Kipp steht, die Heizung maximal auf drei gestellt ist oder das Licht ausgemacht wird. Mit solchen kleinen Projekten wird jede Schule schnell klimafreundlicher und schafft Bewusstsein für die Umwelt.
Das Energiesparteam der Schule besteht in der Regel aus drei bis fünf Schüler*innen, ein bis zwei Lehrer*innen und dem Hausmeister. Dieses Team trifft sich mindestens halbjährlich, um neue Ideen zu besprechen und durchzuführen. In der Oberstufe können die Schüler*innen den Kurs Nachhaltigkeit wählen. In diesem überlegen sie sich eigene Aktionen und führen diese durch. Zum Beispiel beschäftigte sich eine Schülerin damit, wieso wir so viele Plastiktüten verbrauchen. Dabei führte sie Umfragen am örtlichen Einkaufszentrum durch und sendete ihr Ergebnis der Stadt Hürth, um für das Thema zu sensibilisieren. In einem weiteren Projekt beschäftigten sich die Schüler*innen mit veganer Ernährung und organisierte Kochkurse für Mitschüler*innen, Lehrer*innen und Eltern.
Wissenschaftlich belegte Krise sollte mehr Beachtung im Lehrplan finden
Für Januar ist erstmals ein Projekttag geplant. Lehrer*innen können diesen Tag individuell gestalten und aus verschiedenen Bereichen zum Thema Nachhaltigkeit wählen. Eine Idee ist ein Video für die jüngeren Schüler*innen zu drehen, das die Auswirkungen von einem Grad Erderwärmung anschaulich erklärt. Nur ein Tag im Jahr reicht jedoch bei Weitem nicht, so Daniel Chmela. Er fordert ein Klimacurriculum. Lehrer*innen müssten überlegen, wie sie das Thema Nachhaltigkeit in allen Fächern einbauen könnten. Zum Beispiel könnten die Schüler*innen in Englisch eine Rede von Greta Thunberg analysieren. „Wenn einem klar wird, wie wichtig und ernst das Thema ist, ist unglaublich, wie wenig präsent es in den Medien ist. Und nicht nur in den Medien. Ich denke, dass es permanent im Unterricht aus verschiedenen Perspektiven bearbeitet werden sollte. So würde ich mir Schule wünschen“, meint Daniel Chmela.
Auch in den Schulministerien müsste sich das Denken ändern. Zurzeit wird das Thema Klimakrise verpflichtend im Lehrplan nur am Rande in den Fächern Biologie und Geografie behandelt. Die Erderwärmung wird immer noch nicht ernst genug genommen. Dabei hört sich Chmelas Forderung so simpel an: „Für die Schulen gilt das gleiche, was Fridays for Future fordert: Hört auf die Wissenschaft!“