Karneval an der Gemeinschaftsgrundschule Stenzelbergstraße in Köln-Klettenberg
Die Stenzelchen zu Köln tragen ihre rot, gelb, grün und blau gestreiften Schürzen mit Stolz. Schließlich haben die Schüler*innen und ihre Eltern zusammen mit den Kolleg*innen der Gemeinschaftsgrundschule Stenzelbergstraße in Köln-Klettenberg in den letzten Wochen Samstag für Samstag genäht, gemalt und gebastelt. Am Karnevalsdienstag ist es dann endlich so weit: 160 Kinder von der Stenzelbergstraße laufen beim Veedelszug mit.
Simone Cöbler ist seit 23 Jahren Lehrerin an der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Stenzelbergstraße und mindestens genauso lange schlägt ihr Herz für den Kölner Karneval: „Ich bin in das Brauchtum hineingeboren. Karneval hat Tradition und diese möchte ich an die Kinder weitergeben.“
Der Karneval geht mit der Zeit
Karneval ist an der GGS Stenzelbergstraße fest im Schulkonzept verankert. Seit Jahrzehnten sind das Kollegium, der Hausmeister, die Schüler*innen und ihre Eltern am Karneval in Köln-Klettenberg beteiligt. Heute gehen im Veedelszug insgesamt rund 330 kleine Zugteilnehmer*innen mit. Am Karnevalsdienstag kann ein Großteil der Erst- bis Viertklässler*innen der GGS als Fußgruppe dabei sein. „Das macht den Veedelszug so attraktiv für uns“, erzählt Simone Cöbler. „Früher sind die Kinder noch sonntags mitgezogen und ganz früher haben wir sogar Monate im Voraus einen eigenen Wagen gebaut. Heute haben die meisten Eltern und letztendlich auch wir Lehrer*innen einfach nicht mehr die Zeit dazu. Auch der Karneval muss sich anpassen. Am Ende ist die Hauptsache, dass alle mitziehen und Spaß haben.“
Die GGS-Karnevalsbeauftragte managt an der Schule alles rund um das Brauchtum: Schon im September eines jeden Jahres erhalten die Eltern die erste Rundmail mit einer Einladung zum Auftakttreffen.
Wenn et Trömmelche jeht: Schulinterner Umzug am 11.11.
Der erste karnevalistische Termin der Saison ist auch an der GGS Stenzelbergstraße traditionell der 11. November. „Dann kommen die Kinder aus den Klassenräumen gelaufen und singen ‚Wenn et Trömmelche jeht’. Sie ziehen durchs Treppenhaus und einmal um den Schulhof“, erzählt Simone Cöbler. Alle sind verkleidet und leiten mit Kölschen Liedern gemeinsam die Karnevalszeit ein. „Der Karneval und das Singen schwappen über die Kinder als Brauchtümer wieder in die Elternhäuser. So können wir die Traditionen aufrechterhalten und das ist es, was mich jedes Jahr antreibt“.
Tanz und Spiel: Großes Schulfest an Weiberfastnacht
Die ganze Schule ist an Weiberfastnacht geschmückt, jede Klasse hat einen Spielstand vorbereitet und es gibt eine Menge Naschereien. „Für die Kinder ist das großartig: Sie verkleiden sich, singen und tanzen, gehen von Stand zu Stand und probieren jedes Spiel aus.“ Unter dem Motto „Die Stenzelchen zu Köln“ sind die Schüler*innen auch in 2017 wieder mittendrin im Kölner Karneval und fiebern dem Veedelszug entgegen.
Sherin Krüger, Redakteurin im NDS Verlag
Karneval am Franz-Haniel-Gymnasium in Duisburg
„Trink, trink, Brüderlein trink, lass doch die Sorgen zu Haus!“ In der Karnevalszeit wird nicht nur vom Trinken gesungen, sondern auch reichlich Alkohol konsumiert. Ein Grund, gerade jetzt mit Jugendlichen über Alkoholmissbrauch zu sprechen.
Während die Möhnen die Rathäuser erobern, sitzen im Franz-Haniel-Gymnasium (FHG) in Duisburg-Homberg die Schüler*innen der achten Klassen und setzen sich mit den Themen Sucht und Alkohol auseinander. An fünf Stationen werden sie auf unterschiedliche Weise damit konfrontiert. Dass dieser Projekttag in der Karnevalszeit stattfindet, ist kein Zufall. Er soll präventiv wirken, denn Umfragen haben gezeigt, dass die meisten Schüler*innen in Klasse 8 erste Erfahrungen mit Alkohol – zumeist im Familienkreis – machen.
Sanitäter*innen klären auf zu den Themen Alkohol und Sucht
Auf dem Programm der Klasse 8c steht zunächst ein Gespräch mit dem Rettungsdienst der Malteser. Die Sanitäter*innen berichten, in welchem Zustand sie alkoholisierte Jugendliche während ihrer Einsätze zu Karneval vorfinden und viele anschließend ins Krankenhaus bringen müssen: Orientierungslos und meist nicht ansprechbar liegen Jugendliche in ihrem Erbrochenen. „Das will ich nicht erleben“, ruft Max bevor die Schüler*innen an der nächsten Station erfahren, wie es sich anfühlt, selbst betrunken zu sein. Mit sogenannten Rauschbrillen versuchen sie, durch einen Parcours aus Tischen und Stühlen zu laufen, eine Treppe zu betreten und Geldstücke aufzuheben. Dabei wankt alles und das Sichtfeld ist eingeschränkt. „Das ist ja ätzend“, sagt Jessica während sie zum dritten Mal versucht, die Münze zu fixieren.
Das eigene Verhalten einschätzen: Rollenspiele und Cocktails mixen
Um herauszufinden wie man selbst reagiert, wenn die Freunde immer mehr Alkohol zu sich nehmen, machen die Jugendlichen an der dritten Station ein Rollenspiel. Im nächsten Raum hängen Plakate von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum Thema Alkoholmissbrauch und an der letzten Station geht es um Cocktails – ohne Alkohol versteht sich. Eine bunte Mischung aus Säften darf zu kreativen Getränken gemixt werden. Das kommt bei den Schüler*innen gut an: „Die Cocktails sollte es in der Schulcafeteria geben.“
Selbstbewusst durch den Karneval: Unterschied zwischen Genuss und Sucht
„Natürlich wollen wir den Jugendlichen nicht vermiesen, Karneval zu feiern“, betont Benjamin Schwale, Fachvorsitzender Sozialwissenschaften und Koordinator des Projekttags am FHG. „Ganz im Gegenteil: Wir wollen, dass die Jugendlichen Karneval genießen können, ohne schlechte Erfahrungen mit Alkohol zu machen.“ Die Schüler*innen sollen den Unterschied zwischen Genuss und Sucht kennen, um ein selbstbewusstes und kontrolliertes Leben führen zu können.
Fritz Junkers, Lehrer am FHG und nds-Redaktionsleiter