Düsseldorf – Die GEW NRW hat am heutigen Donnerstag eine Umfrage unter allen Beschäftigten an nordrhein-westfälischen Schulen vorgestellt. An der Umfrage haben sich knapp 24.000 Personen beteiligt. Das Ergebnis der Umfrage ist eindeutig: Auf einer Skala von 0 bis 10 geben die Befragten den Grad ihrer Überlastung im Durchschnitt mit 8,21 an – 92 % der Beteiligten ordnen den Grad mit 7 oder mehr ein. Die Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW NRW, Ayla Çelik, kommentierte die Ergebnisse: „Die Ergebnisse bestätigen, dass der eklatante Lehrkräftemangel für die Kolleg*innen vor Ort eine immense Belastung bedeutet. Die Beschäftigten sind am Limit, immer mehr Arbeit muss von wenigen geschultert werden und die Arbeitsquantität geht zulasten der Qualität. Die Lehrkräfte, die in dieser Mangelsituation über ihre Belastungsgrenzen hinausgehen, um Bildung für unsere Kinder sicherzustellen, müssen erkennen, dass sie trotzdem ihrer Bildungs- und Erziehungsarbeit nicht gerecht werden können. Diese Situation belastet und demoralisiert. Politische Maßnahmenpakete wie etwa das Handlungskonzept Unterrichtsversorgung mit der Einschränkung von voraussetzungsloser Teilzeit verschärfen diese Belastungssituation zusätzlich.“
Zuletzt sind Zahlen bekannt geworden, nach denen im Jahr 2023 930 Lehrkräfte ihr Dienstverhältnis gekündigt haben. „Der Trend ist leider eindeutig: Immer mehr Lehrkräfte verlassen den Job, weil die Belastung so hoch ist, dass sie ihren Beruf nicht mehr als sinnstiftend erleben. Ihnen fehlt häufig die Zeit, um pädagogisch wirksam zu werden. Die schlechten Arbeitsbedingungen, die Überlastung und das Gefühl, dass ihre Not bei den politischen Verantwortlichen kein Gehör findet, treibt Lehrkräfte aus dem Beruf. Ihnen geht immer mehr das Vertrauen verloren, dass die Situation besser wird. Dieser Trend muss endlich durchbrochen werden. Diese Zahlen sind sehr ernst zu nehmen: Bei etwa 7.000 fehlenden Lehrkräften können wir auf keine einzige Lehrkraft verzichten. Fatal, wenn man das runterspielt. Die Landesregierung kann sich teure Werbekampagnen sparen, wenn sie es nicht schafft, die zu halten, die bereits da sind. Die Landesregierung muss zweigleisig fahren: Die Lehrkräfteausbildung ausbauen sowie qualitativ besser gestalten und zugleich dafür sorgen, dass Lehrkräfte im System bleiben. Die beste Werbung bleiben gute Arbeitsbedingungen,“ so Çelik abschließend.
Hintergrund:
Die Umfrage wurde im Zeitraum vom 16. Oktober bis zum 30. November 2023 durchgeführt. Aufgerufen zur Teilnahme waren alle Beschäftigten an Schulen in Nordrhein-Westfalen. Mit einer Teilnehmendenzahl von 23.789 kann die Umfrage als repräsentativ gelten. Die prozentuale Verteilung der Teilnehmenden von den verschiedenen Schulformen entspricht dabei grob der tatsächlichen Verteilung von allen Beschäftigten an Schulen in NRW. Lediglich die Grundschule ist etwas überrepräsentiert. Knapp über 60 % der Beteiligten sind keine GEW-Mitglieder.