Gesellschaft 12.06.2017

Gegen Kinderarbeit wirkt nur Aufklärung

Frauen
Gegen Kinderarbeit wirkt nur Aufklärung

Die Stiftung fair childhood unterstützt drei Projekte in Nicaragua, Mali und Tansania

Kinderarbeit ist in vielen Ländern ein Problem und lässt sich nur durch Aufklärungsprojekte bekämpfen. Anlässlich des Internationalen Tags gegen Kinderarbeit werden neue Ziele gesteckt und Spenden gesammelt, um weitere Projekte weltweit zu fördern.

  • Autor*in: Bruni Römer, Susanne Hemmerling
  • Funktion: Schriftleiterin der E & W in Schleswig-Holstein, Referentin der GEW-Stiftung fair childhood
Min.

Nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation arbeiten weltweit rund 168 Millionen Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter. Die Gründe sind vielfältig: Armut, fehlende oder schlechte Schulen und mangelndes Bewusstsein für Kinderrechte – meist in Kombination. Vor allem Mädchen leiden darunter. Ihr Bildungsweg endet häufig mit ihrer Geschlechtsreife, im schlimmsten Fall mit Zwangsheirat. Sie sind es, die als Hausangestellte eingesetzt werden oder in ihrer eigenen Familie Hausarbeit leisten müssen, anstatt zur Schule zu gehen. Im öffentlichen Raum sind sie nahezu unsichtbar und deshalb schwer zu erreichen.

Zur Bekämpfung von Kinderarbeit genügt es deshalb nicht, Verbote auszusprechen, denn am traditionellen Rollenverständnis von Mädchen als künftige Hausfrauen ohne Bildungsbedarf ändert sich so nichts.

Bildung kostet viel Geld und qualifiziertes Personal fehlt

Die GEW-Stiftung fair childhood unterstützt seit 2011 verschiedene Projekte gegen Kinderarbeit in Indien, Albanien, Burkina Faso (Westafrika) und Guatemala. Denn obwohl das Recht der Kinder auf Bildung in den Menschenrechten verankert und Kinderarbeit in den meisten Ländern verboten ist, sind noch viele Millionen Kinder gezwungen, zum Lebensunterhalt beizutragen. Sie arbeiten auf der Straße, in der Landwirtschaft, in Steinbrüchen und Fabriken oder im Haushalt. In vielen Ländern Afrikas und Lateinamerikas gibt es zwar das Bewusstsein, dass Bildung wichtig für die Verbesserung der Lebensbedingungen ist, aber es fehlen kostenfreie Bildungseinrichtungen und pädagogisch gut ausgebildetes Personal. Der Zugang zu Bildung kostet Schulgeld, das die Familien nicht haben.

In Indien und in Guatemala sind es überwiegend Nichtregierungsorganisationen, die an diesen Verhältnissen etwas ändern wollen. In Albanien und Burkina Faso sind es Bildungsgewerkschaften und eine Sozialarbeitergewerkschaft, die Projekte zum Kampf gegen Kinderarbeit und für den Zugang zu Schulbildung sowie Berufsvorbereitung durchführen.

Gewerkschafter*innen überzeugen Eltern und Jugendliche

fair childhood braucht Spenden, um Projekte gegen Kinderarbeit finanzieren zu können. Die Gewerkschafter*innen überzeugen Kinder, Jugendliche und ihre Eltern davon, dass eine gute Ausbildung wichtig ist. Dass erfolgreiche Projektarbeit Früchte trägt, haben die vergangenen fünf Jahre gezeigt. Zum Beispiel beantragen Mütter in Indien selbst einen Abendkurs, um lesen und schreiben zu lernen. Bei dem Projekt einer albanischen Gewerkschaft gehen auch Mitschüler*innen in die Familien, um Schulabbruch zu verhindern oder rückgängig zu machen. Lehrkräfte, Lernende und Eltern arbeiten in diesem Projekt zusammen.

In Burkina Faso werden im Moment mehr als 110 Kinder und Jugendliche aus der Kinderarbeit geholt und auf die Schule und eine Berufsausbildung vorbereitet. Dort leisten vor allem Kolleg*innen der Bildungs- und der Sozialarbeitergewerkschaft F-SYNTER und SYNTAS wichtige Überzeugungsarbeit bei den Eltern. Die notwendige materielle Unterstützung bekommen sie unter anderem von fair childhood.

fair childhood unterstützt drei Projekte

In den nächsten zwei Jahren will die Stiftung drei gewerkschaftliche Projekte in Nicaragua, Mali und Tansania in Kooperation mit der Bildungsinternationalen besonders in den Blick nehmen und fördern.

In Nicaragua arbeiten etwa die Hälfte der unter 14-Jährigen auf Kaffeeplantagen statt zur Schule zu gehen. Die Bildungsgewerkschaft CGTEN-ANDEN leistet Aufklärungsarbeit in vielen Regionen des Landes, um an dieser Stelle Abhilfe zu schaffen.

Bei einem Projekt im westafrikanischen Mali ist es die Bildungsgewerkschaft SNEC, die für Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 17 Jahren mit einigem Erfolg die Bildungs- und Lebenssituation verbessert. Sie bildet in den beiden Projektregionen Ségou und Sikasso Lehrkräfte als Multiplikator*innen aus und konnte so erste „kinderarbeitsfreie Zonen“ mit Schulbildung als Priorität schaffen.

Auch im 5.500 Kilometer südöstlich gelegenen Massai-Gebiet Tansanias ist es die tansanische Bildungsgewerkschaft TTU, die in enger Abstimmung mit den Dorfgemeinschaften über die negativen Folgen der Kinderarbeit aufklärt und mit Trainingsprogrammen für Lehrkräfte die Entwicklungschancen der jungen Menschen nach und nach verbessern will.

Spenden sind willkommen

Unter den Stichworten „MALI“, „NICARAGUA“ oder „TANSANIA“ kommen Spenden für die jeweilige Region an. Mit Spenden ohne Angabe des Verwendungszwecks unterstützt fair childhood bestehende Projekte in Indien, Albanien und Burkina Faso.