Im Februar 2017 ist eine OECD-Studie zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf erschienen, die zeigt, dass in Deutschland 70 Prozent der Mütter erwerbstätig sind – das entspricht dem OECD-Durchschnitt. Gar nicht so schlecht?
Frauen sind selten die Versorgerinnen
In Schweden und Dänemark arbeiten etwa 82 Prozent der Mütter. In Deutschland beträgt die Teilzeitquote unter berufstätigen Frauen mit Kind 39 Prozent mit einer relativ kurzen durchschnittlichen Arbeitszeit von 20 Wochenstunden. Nur in den Niederlanden und Österreich arbeiten noch mehr Mütter in Teilzeit. Dabei würden viele von ihnen gerne mehr arbeiten, immer noch eingeschränkte Möglichkeiten zur Vereinbarung von Familie und Beruf verhindern dies jedoch häufig. Gleichzeitig übernehmen Frauen zu zwei Dritteln die Hausarbeit sowie die Betreuung von Kindern und anderen Familienangehörigen. Und so bleibt Deutschland europaweit Schlusslicht, wenn es um den Anteil von Frauen am Familieneinkommen geht: Er beträgt 22,4 Prozent, in Dänemark hingegen sind es 42 Prozent.
Frauenberufe sind schlecht bezahlt
Entwicklungen wie diese sind der Grund dafür, dass der Unterschied in der Bezahlung von Frauen und Männern nach wie vor groß ist. Der Equal Pay Day 2017 am 18. März zeigt: Frauen arbeiten in Deutschland im Vergleich zu Männern immer noch an 77 Tagen des Jahres umsonst. Neben der hohen Teilzeitquote ist die immer noch deutlich schlechtere Bezahlung in Berufen, die überwiegend von Frauen gewählt werden, ein Hauptgrund für den enorm großen Unterschied.
Mittelbare Geschlechterdiskriminierung
Für den Schulbereich wiesen Prof. Dr. Eva Kocher, Dr. Stefanie Porsche und Dr. Johanna Wenckebach von der Europa-Universität Viadrina in einem Gutachten für die GEW nach, dass die schlechtere Eingruppierung von Grundschullehrkräften eine mittelbare Geschlechterdiskriminierung bedeutet. Schließlich liegt der Frauenanteil an den Grundschulen mit über 90 Prozent signifikant höher als an den Schulformen, deren Eingangsamt A 13 Z ist. Der DGB fordert einen Rechtsanspruch auf befristete Teilzeit und damit verbunden das Rückkehrrecht aus Teilzeit zur ursprünglichen Arbeitszeit sowie ein wirksames Entgeltgleichheitsgesetz. Für die GEW ist das gleiche Einstiegsamt A 13 Z für alle Lehrer*innnen – egal an welcher Schulform sie arbeiten – ein wichtiger Schritt zum Equal Pay.
Drei Fragen an...Stefanie Baranski-Müller, Abteilungsleiterin für Frauen-, Gleichstellungs- und Familienpolitik beim DGB NRW, zum Jubiläum des Equal Pay Day, zu den bisherigen Erfolgen und den Schwerpunkten der Zukunft.
Was hat sich in zehn Jahren Equal Pay Day getan? Bringt der Tag die gewünschte Aufmerksamkeit und gibt ausreichend Impulse für Änderungen in Politik und Wirtschaft?
Das Thema Equal Pay ist in der Öffentlichkeit angekommen. Gemeinsam mit den Gewerkschaften werden die Ursachen der Lohnungleichheit benannt. Das ist ein wichtiger Schritt, denn wir brauchen zunächst das Bewusstsein für diese Ungerechtigkeit und das haben wir geschafft. Jetzt geht es darum, zu handeln.
Welche Schwerpunkte setzt das diesjährigen Motto „endlich partnerschaftlich durchstarten“?
Gleichberechtigung und faire Löhne bringen Vorteile für Frauen, Männer und für die Wirtschaft. Doch noch immer fehlen Frauen in bestimmten Berufen, Branchen und auf den höheren Stufen der Karriereleiter und noch immer ist es in Deutschland schwierig, Familie und Beruf zu vereinbaren. Deshalb müssen wir die unbezahlte Sorgearbeit der Frauen gleichmäßig auf Männer und Frauen umverteilen, deshalb endlich partnerschaftlich umverteilen!
Welche Ziele wurden für die nächsten Jahre gesteckt? Welche Themen werden Frauen in Gewerkschaften besonders beschäftigen?
Um eine endgültige Gleichstellung und Gleichberechtigung herzustellen bedarf es vieler Veränderungen. Die Ursachen für die Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern sind vielfältig, deswegen müssen wir den Problemen auf mehreren Ebenen begegnen. Wir brauchen gesetzliche Vorgaben, ein gesellschaftliches Umdenken und betriebliches Handeln. Ein wichtiger Schritt auf gesetzlicher Ebene ist ein Rechtsanspruch auf befristete Teilzeit sowie ein wirksames Entgeltgleichheitsgesetz. Wir müssen endlich eine Aufwertung frauendominierter Berufe umsetzen und flexiblere Arbeitszeitmodelle einführen, dafür brauchen wir starke Gewerkschaften, die das umsetzen. Und wir brauchen eine gesellschaftliche Debatte über Arbeitszeiten und über die partnerschaftliche Vereinbarkeit von Beruf und Familie.