Gesellschaft 08.03.2018

100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland

ChancengleichheitFrauen
100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland

Meilensteine politischer Teilhabe von Frauen

2018 – ein besonderes Jahr aus Sicht der Frauenbewegung, denn wir feiern 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland. Zum Weltfrauentag am 8. März stellt der DGB das Thema in den Fokus.

  • Autor*in: Maike Finnern
  • Funktion: stellvertretende Vorsitzende der GEW NRW
Min.

Am 12. November 1918 erließ der Rat der Volksbeauftragten ein Gesetz, das Frauen in Deutschland erstmals das aktive und passive Wahlrecht gab. Dieser Tag bildete das Ende eines langen und harten Kampfes der Frauen um ihr Wahlrecht.

Meilenstein in der Geschichte für Freiheit und Gleichstellung

Ein kurzer Blick in die Geschichte zeigt wie steinig der Weg war, der diesem bedeutsamen Tag vor 100 Jahres vorausgegangen ist. Die Französische Revolution bildete sicher einen Meilenstein mit den Forderungen nach Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit.

Dass das letzte Wort in der Tat wörtlich gemeint war und Frauen ausschloss, stand in der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789 geschrieben, die lediglich den Männern das Wahlrecht zusprach, obwohl Frauen während der Revolution durch ihr Engagement zu deren Erfolg beigetragen hatten.

Drei-Klassen-Wahlrecht im 19. Jahrhundert

Wie undenkbar das Frauenwahlrecht für die damals noch extrem patriarchisch denkenden Mächtigen war, musste Olympe de Gouges 1793 erleiden, die wegen ihres Engagements für das Frauenwahlrecht unter der Guillotine hingerichtet wurde. Auch später zeigte sich, dass Frauen noch lange von politischer Teilhabe ausgeschlossen bleiben sollten. So durften nach 1848 in Preußen alle Männer über 24 Jahren wählen – ausgeschlossen waren Frauen und auch männliche Fürsorgeempfänger.

Dass das sogenannte Drei-Klassen-Wahlrecht auch für die männliche Bevölkerung alles andere als gerecht war, ist vollkommen klar. Aber Frauen schloss es gleich ganz aus. Um 1900 verstärkte besonders die Arbeiterinnenbewegung ihren letztlich erfolgreichen Kampf für das Frauenwahlrecht. 

Rechtspopulismus stärkt rückständiges Frauenbild 

Heute – 100 Jahre nach der Einführung des aktiven und passiven Wahlrechts für Frauen – werden sie nicht infrage gestellt. Allerdings erleben wir mit dem Erstarken des Rechtspopulismus zunehmend Bestrebungen, die ein rückständiges und rückwärtsgewandtes Frauenbild wieder salonfähig machen wollen und alte, längst überwunden geglaubte Barrieren aufbauen.

Zugleich ist der im September 2017 neu gewählte Bundestag so männlich wie seit 20 Jahren nicht. Und mit einem Anteil von knapp 31 Prozent weiblichen Abgeordneten findet sich Deutschland lediglich auf Rang 45 weltweit, was den Anteil von Frauen im Parlament betrifft. Diese Rangliste wird von Ruanda mit einem Frauenanteil von 61 Prozent im Parlament vor Bolivien und Kuba angeführt. Es ist beschämend, dass die Bundesrepublik beim Frauenanteil in der Regierung weltweit kaum mithalten kann. Den größten Anteil daran haben die Fraktionen der AfD, der FDP und der Union.

Aufruf zum Weltfrauentag 2018

Daher ist es auch 2018 besonders wichtig, dass sich Frauen weiterhin in Gesellschaft, Politik und Gewerkschaft stark machen – für Entgeltgleichheit, für die Überwindung der Rentenlücke, gegen die gläserne Decke. Der internationale Frauentag hat 2018 nichts von seiner Bedeutung verloren!