junge GEW NRW 03.07.2018

So verbringen Lehramtsstudierende ihre Semesterferien

Ausbildung
Semesterferien sind Arbeitszeit

Wir bestimmen wie, aber es ist und bleibt Arbeit!

In den Ferien müssen viele Lehramtsstudierende für mündliche Prüfungen lernen, Hausarbeiten schreiben und einen Praktikumsplatz suchen. Warum das grundsätzlich nicht schlimm ist, sich aber trotzdem etwas an der Einstellung ändern muss, erzählt Jacqueline Kik, Lehramtsstudentin und Mitarbeiterin im Hochschulinformationsbüro Wuppertal, in einem Praxisbericht.

  • Autor*in: Jacqueline Kik
  • Funktion: Mitarbeiterin im HIB der Bergischen Universität Wuppertal
Min.

Es ist Anfang Juli. Zwei Drittel der Vorlesungszeit des Sommersemesters sind bereits vergangen. In knapp vier Wochen beginnen die Semesterferien. Mein Postfach quillt bereits über von Anfragen meiner Freund*innen, die nicht studieren: „Hallo meine Liebe, es sind doch bald Semesterferien; wollen wir nicht mal ein paar Tage zusammen wegfahren? Ich habe eine wirklich hübsche Pension gefunden und du kannst doch auch mal etwas Erholung gebrauchen.“ Natürlich kann ich Erholung gebrauchen und ich würde auch liebend gerne bereits in der ersten Woche der Ferien in den Urlaub fahren, doch leider ist das nicht möglich.

Prüfungen vorbereiten und Hausarbeiten schreiben

Als Lehramtsstudentin mit geisteswissenschaftlichen Fächern bedeuten Semesterferien für mich, dass ich, anstatt in der Sonne zu liegen und Cocktails zu schlürfen – Sinnbild des studentischen Lotterlebens – für mündliche Prüfungen lernen, Hausarbeiten schreiben, mir einen Praktikumsplatz suchen und mich auf den Lateinkurs im nächsten Semester vorbereiten muss.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich finde es gar nicht schlimm, dass wir nicht drei Monate komplett frei haben. Das Anfertigen eigener wissenschaftlicher und pädagogischer Hausarbeiten sowie das Sammeln von Praxiserfahrung im Schulbetrieb sind wichtige Bausteine in der wissenschaftlich und pädagogisch fundierten Lehramtsausbildung. Mit jeder eigenen Arbeit und jedem Praktikum lernen wir etwas dazu, keine Frage.

Vorlesungsfreie Zeit ist Arbeitszeit

Das eigentliche Problem ist, wie wir über die Zeit denken und sprechen, in der keine Vorlesungen stattfinden und Seminare nur in Blockform angeboten werden. Die Bezeichnung Semesterferien weckt Assoziationen von wochenlangen Strandurlauben, ausschweifenden Festivalbesuchen und romantischen Rucksackreisen quer durch Europa. In Wirklichkeit verbringen die meisten Studierenden einen Großteil dieser Zeit mit dem Lernen für Klausuren und mündliche Prüfungen, dem Besuch von Blockseminaren und Sprechstunden; außerdem mit Bibliotheksbesuchen und Schreibtischarbeit.

Diese Art des Arbeitens macht vielen auch eine Menge Spaß. Allerdings ist die Annahme weitverbreitet, dass eine Tätigkeit, wenn sie Freude bereitet und eigenständig organisiert wird, nicht als Arbeit, sondern als Freizeit aufzufassen ist und genau darin liegt der Kern des Problems.

Ich werbe daher für ein Umdenken: Lasst uns die vorlesungsfreie Zeit konsequent als Arbeitszeit begreifen und auch als solche von ihr sprechen. Sie ist eine Arbeitszeit, die wir frei einteilen und organisieren können, die wir an unseren Lebensrhythmus anpassen und anderen wichtigen Aufgaben – wie beispielsweise Sorge- oder Erwerbsarbeit – zeitweise unterordnen können. Wir bestimmen wie, wann und wo wir arbeiten. Sei es im Park, im Lieblingscafé oder auch zu Hause am Schreibtisch – völlig egal – es ist und bleibt Arbeit!

Lernen im Schwimmbad

Sollte die Situation eintreffen, dass eine Prüfung ansteht, Sonne und Hitze euch den letzten Nerv rauben und ihr eigentlich gar nicht lernen wollt, geht ins Schwimmbad. Packt eine Tasche mit Proviant einer Decke und euren Lernsachen und verbringt einen schönen Tag im Freibad. Sucht euch ein ruhiges Plätzchen, an dem ihr gut lernen könnt. Wenn es euch zu heiß wird, springt ins kühle Nass, schwimmt ein paar Bahnen und setzt euch dann erfrischt wieder an eure Unterlagen. Kühles Wasser, kühler Kopf.