Hochschule 14.02.2023

Hochschule: Studie belegt prekäre Arbeitsbedingungen

HochschullehrePrekäre BeschäftigungTarifrechtWissenschaft und Forschung
  • Autor*in: Paul Marx
  • Funktion: Studierendensprecher der GEW NRW

40.000 studentische Beschäftigte in NRW tariflich absichern – jetzt!

Kettenverträge und schlechte Bezahlung: Die Studie „Jung, akademisch, prekär?“ liefert aktuelle Zahlen zu den Arbeitsbedingungen von studentischen Beschäftigten. Angesichts der Ergebnisse hat sich Wissenschaftsministerin Ina Brandes jetzt für eine tarifliche Absicherung der knapp 40.000 studentischen Beschäftigten in NRW ausgesprochen und könnte damit die laufenden Gespräche zum Tarifvertrag auf Bundesebene entscheidend beeinflussen. Die GEW NRW begrüßt die Ankündigung und sagt zeitgleich: „Auf Versprechungen müssen jetzt Taten folgen!“

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Die Ergebnisse der bundesweiten Studie, die die GEW gemeinsam mit ver.di und der bundesweiten Tarifinitiative Studentischer Beschäftigter (TVStud) im Januar veröffentlicht hat, sind erschreckend: Kaum Urlaub, geringe finanzielle Absicherung und Kettenbefristungen gehören zum Berufsalltag von studentischen Beschäftigten. In der Befragung von 11.000 Studierenden gaben 39 Prozent an, monatlich unbezahlte Überstunden zu leisten. Ein großer Teil nimmt Urlaubstage nicht in Anspruch und arbeitet Krankheitstage nach. Laut der Studie sind außerdem rund 75 Prozent der studentischen Beschäftigten armutsgefährdet. 

Wochenlanges Arbeiten ohne Bezahlung

Ein weiteres strukturelles Problem: die Beschäftigungspraxis. Ein Arbeitsvertrag wird in NRW für nur durchschnittlich ein halbes Jahr geschlossen. Die Gesamtbeschäftigungsdauer liegt allerdings bei rund 20 Monaten. Dieselbe Stelle wird somit mehrfach vom selben studentischen Beschäftigten besetzt. Diese Kettenbefristung hat Konsequenzen: 12 Prozent der Hilfskräfte und Tutor*innen gaben an, bereits ohne schriftlichen Arbeitsvertrag gearbeitet zu haben. Knapp 14 Prozent arbeiteten sogar unbezahlt für teilweise mehrere Wochen vor Vertragsbeginn. Das führt zu fehlender Planbarkeit und einem System, in dem die Beschäftigten aus Nichtwissen oder Furcht vor Konsequenzen ihre gesetzlichen Arbeitnehmer*innenrechte nicht realisieren können. Die GEW NRW fordert die Landesregierung zum Handeln auf. Die prekären Arbeitsbedingungen seien nicht hinzunehmen. Der Arbeitgeber müsse die studentischen Beschäftigten endlich tariflich absichern. 

Politische Willensbekundungen

Wissenschaftsministerin Ina Brandes hat jetzt angekündigt, die Arbeitsbedingungen von knapp 40.000 studentischen Beschäftigten in NRW zu verbessern und sich für die Eingruppierung der studentischen Hilfskräfte in den Tarifvertrag der Länder (TV-L) einzusetzen. Ob auf diese politischen Willensbekundungen auch Verhandlungen über konkrete Verbesserungen folgen, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. 

Zur Info

Berlin ist das einzige Bundesland, in dem Hilfskräfte und Tutor*innen unter einen Tarifvertrag fallen. Versuche, eine Tarifierung auch außerhalb Berlins zu erwirken, scheiterten bislang an einer Blockade des Arbeitgeberverbandes Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL). Seit Anfang 2021 regt sich gegen diese Blockadehaltung sichtbarer Widerstand in Form einer bundesweiten Tarifbewegung studentischer Beschäftigter. In der Ländertarifrunde 2021 konnten die GEW und ver.di Gespräche mit der TdL über eine Bestandsaufnahme zu den Arbeitsbedingungen studentischer Beschäftigter erzwingen. Die Gespräche, für die die Studie eine wesentliche Grundlage bildet, sind am 26. Januar 2023 gestartet – mit dabei auch ein Vertreter des Arbeitgeberverbandes des Landes Nordrhein-Westfalen. Am 2. März setzen sich Arbeitgeber und Gewerkschaften erneut zusammen.

GEW und ver.di hatten die Studie „Jung, akademisch, prekär?“ in Kooperation mit der TVStud beim Institut für Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen in Auftrag gegeben. Insgesamt wurden 11.000 Studierende befragt, die neben dem Studium an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung arbeiten. Weitere Informationen zur Studie „Jung, akademisch, prekär“ auf der Website des Instituts für Arbeit und Wirtschaft. Weitere Informationen zur Tarifinitiative Studentischer Beschäftigter auf der Website der TVStud.