„So bekämpfen wir den Fachkräftemangel!“ – unter diesem Motto übergab der stellvertretende Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW NRW, Stephan Osterhage-Klinger, ein Positionspapier mit konkreten Maßnahmen zum Fachkräftemangel in der frühkindlichen Bildung an den zuständigen Staatssekretär des Familienministeriums, Lorenz Bahr. Die Bildungsgewerkschaft appelliert an die Landesregierung die Maßnahmen schnell umzusetzen, um der aktuellen Krise entgegen zu treten. Osterhage-Klingler: „Die Bildungschancen unserer Kinder dulden keinen Aufschub!
Neben Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel brauchen wir vor allem schnell eine bessere Finanzierung der Kitas in NRW, sonst laufen wir Gefahr, dass viele Kitas in den kommenden Jahren schließen müssen. Hier können wir nicht auf die Evaluation des Kinderbildungsgesetzes warten! Die Vorschläge der GEW NRW seien konkret und umsetzbar, betont Osterhage-Klingler. „Die Beschäftigten in den Kitas gehen auf dem Zahnfleisch: Es fehlt an allen Ecken und Enden, besonders an genügend Erzieher*innen. Darunter leiden Beschäftigte wie auch die Kinder. Schnelle und konkrete Maßnahmen für eine qualitativ gute frühkindliche Bildung tun Not, denn sie ist der Schlüssel zu mehr Chancengleichheit in NRW. Wenn wir den Kampf für gute Bildung schon in der Kita verlieren, werden wir dies in der Schule nicht mehr aufholen können“, so der stellvertretende Vorsitzende der GEW NRW.
Konkret fordert die GEW NRW kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen. „Kurzfristig muss vor allem Entlastung her, damit sich die Fachkräfte auf ihre pädagogische Arbeit konzentrieren können. Hierzu sollten zusätzliche Verwaltungskräfte, oder zum Beispiel IT-Fachleute eingestellt werden, um die Erzieher*innen zu unterstützen. Die Verlängerung und geplante Verstetigung des Alltagshelfer*innenprogramms begrüßen wir. Das ist ein richtiger Ansatz. So wird mehr Zeit für die soziale und pädagogische Arbeit mit den Kindern gewonnen. Wir erwarten, dass diese Planungen nun zeitnah auch festgeschrieben werden, damit die Kitas hier Planungssicherheit erhalten.“ Mittelfristig fordert die Bildungsgewerkschaft eine Erhöhung der Ausbildungskapazitäten, um den steigenden Bedarf an qualifiziertem Personal zu decken. Dazu müssen sowohl die räumlichen Kapazitäten an Schulen und Hochschulen geschaffen als auch die Ausbildungskapazitäten für Lehrkräfte und Dozent*innen erhöht werden. Die Förderung von Seiteneinsteiger*innen kann hierbei unterstützend wirken.
„Außerdem brauchen wir spezielle Stellen für akademisch ausgebildete Fachkräfte, um diese im Kita-System zu halten. Seit mehr als 10 Jahren gibt es kindheits- und familienpädagogische Studiengänge in NRW – und wir lassen dieses Potential bisher vielfach liegen. Es müssen Stellen geschaffen werden, die auf das Qualifikationsniveau zugeschnitten sind, damit diese fertig ausgebildeten Fachkräfte nicht in andere Bereiche abwandern.“ Die GEW schlägt vor, insbesondere den Bereich der Familienzentren zu nutzen und dadurch auch die gezielte Elternarbeit in Kitas weiter zu fördern.
Wichtig ist zudem, die Ausbildungsplätze im Bereich Sozialwesen und Sozialpädagogik auszubauen und zu stärken. Die Praxisintegrierte Ausbildung (PiA) sollte dabei besonders gefördert werden. Ein vereinfachtes Einstellungsverfahren für PiA-Auszubildende sowie eine enge Zusammenarbeit zwischen Fachschulen und Trägern seien hierfür erforderlich. „Um attraktive Ausbildungsplätze anzubieten und die Fachkräfte von morgen zu gewinnen, muss auch die Finanzierung der Praxisintegrierten Ausbildung sichergestellt werden! Aus unserer Sicht ist eine Umlagefinanzierung der Schlüssel, um Kitas, die solche Ausbildungsplätze anbieten, zu unterstützen“, so der Gewerkschafter.
Auch die langfristige Perspektive nimmt die Bildungsgewerkschaft in den Blick. „Kitas in herausfordernden Lagen müssen besonders unterstützt werden, zum Beispiel mit einer ergänzenden Finanzierung für die Sprachförderung. Dann werden diese Kitas auch attraktiver für Fachkräfte und bieten bessere Bildungschancen für die Jüngsten“, so der stellvertretende Vorsitzende der GEW NRW.