Seit den ersten landesweiten Schulschließungen aufgrund des damals weitgehend unbekannten Sars-CoV-2 Erregers am 16. März 2020 ist viel Zeit vergangen. Wir haben uns daran gewöhnt, nicht mehr einander die Hände zu schütteln oder eine Maske zu tragen. Wir haben uns damit abgefunden, nicht mit mehreren Haushalten zusammenzukommen und wir haben verstanden, dass diese Pandemie neue Lösungen braucht. Umso überraschender ist es, dass sich in den Schulen in über einem Jahr nur wenig getan hat.
NRW-Landesregierung zeigte keinen Willen zur Besserung
Dass das Schuljahr 2020/2021 ein Corona-Schuljahr werden würde, haben Expert*innen aus der Wissenschaft führzeitig erkannt und kommuniziert. Obwohl die zweite und dritte Welle mit stark ansteigenden Coronainfektionen vorhersehbar waren, hat es die Landesregierung verpasst, die Schulen – und damit Kolleg*innen, Eltern sowie vor allem Schüler*innen – in ein ruhigeres Fahrwasser zu lenken. Anstatt sich auf eine dynamische Situation einzustellen, um flexibel reagieren zu können, wurde über die Bedingungen an den Schulen vor Ort hinweggesehen.
Die Landesregierung ließ NRWs Schulen politisch allein: Die Fürsorge des Landes gegenüber ihren Beschäftigen wurde sträflich vernachlässigt und der Wille, die Bedürfnisse der Schulen in der Pandemie wahr- und ernst zu nehmen, war nicht zu beobachten.
Die Entscheidungsträger*innen haben verschlafen, nach den ersten Erfahrungen vor den Sommerferien 2020 die Zeit zu nutzen, um die Schulen auf das Corona-Schuljahr vorzubereiten. Wir erwarten, dass das Land diesen Fehler nicht wiederholt: Für das nächste Schuljahr 2021/2022 benötigen die Schulen zeitnah Konzepte, um ihren Alltag und den Unterricht planungssicher gestalten zu können.
Im Zeugnis für die NRW-Landesregierung sechsmal mangelhaft, einmal ungenügend
In der Bewältigung der Corona-Pandemie war die Landesregierung für die Schulen keine große Stütze, im Gegenteil: Für eine Versetzung würde das Zeugnis der GEW NRW für Schulpolitik der Landesregierung bei Weitem nicht ausreichen! Gleich in sechs Fächern hat es die Landesregierung nur zu dem Prädikat „mangelhaft“ gebracht, die Terminierung von Entscheidungen – erinnert sei an die nächtlichen Schulmails – konnte nur mit „ungenügend“ bewertet werden.
Trotz des eindeutigen Zeugnisses müssen die Schulen noch ein weiteres Jahr mit der Schulpolitik der schwarz-gelben Landesregierung leben, denn erst zum Mai 2022 wird sich zeigen, dass auch die Wiederwahl gefährdet ist!
Lern- und Förderempfehlungen für das kommende Schuljahr
Nach den Sommerferien erwarten wir von der Landesregierung, dass sie endlich die Verantwortung für das eigene Handeln übernimmt und sich dabei an demokratische Beteiligungsprozesse hält. Auch das Schuljahr 2021/2022 wird von der Corona-Pandemie geprägt sein, wenngleich alle Beschäftigten in Schule hoffen dürfen, dass es nicht mehr in dem Ausmaß betroffen weitergeht.
Es wird darauf ankommen, Schule wieder zu ermöglichen mit allem, was dazu gehört und was in den letzten Monaten nicht möglich war: soziale Kontakte und fachlicher Austausch im Kollegium, Spielen und Lernen mit Gleichaltrigen, die Sozialisierung in das System Schule – kurz: das Nachholen all dessen, was Schule neben Unterricht und Unterrichten für Schüler*innen und Lehrer*innen gleichermaßen ist. Schule ist nicht nur Lernort, sondern ein Ort der sozialen Begegnungen, ein Ort der Persönlichkeitsentwicklung und -entfaltung. Im kommenden Schuljahr müssen genügend (Zeit-)Ressourcen bereitgestellt werden, um diese soziale Dimension wieder herzustellen!