Tarifvertrag der Länder – TV-L 22.02.2019

Präsenz in der Öffentlichkeit gegen Ungerechtigkeiten

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Warnstreiks in der Tarifrunde 2019: Präsenz in der Öffentlichkeit gegen Ungerechtigkeiten

Gesichter der Tarifrunde 2019: Karsten Beineke angestellter Lehrer am Berufskolleg

Karsten Beineke ist Seiteneinsteiger und tarifbeschäftigter Lehrer am Berufskolleg. In der Tarifrunde geht es ihm um Gerechtigkeit – bei der Bezahlung und den Bedingungen: Es sind noch dicke Bretter zu bohren bis wir am Ziel sind. Lasst uns weitermachen!

  • Interview: Sherin Krüger
  • Funktion: Redakteurin im NDS Verlag
Min.

Wofür kämpfst du in der Tarifrunde 2019?

Ich selbst habe den klassischen Seiteneinstieg hinter mir als Diplomingenieur und bin jetzt angestellter Lehrer an einem Berufskolleg. Aus der Altersgrenze für die Verbeamtung falle ich raus. Der Seiteneinstieg und die Situation von Angestellten im Lehrberuf sind also genau meine Themen! Bin ich wütend, dass ich keinen Beamtenstatus habe? Eigentlich nicht! Für mich müssen Lehrkräfte nicht zwingend auch Beamt*innen sein. Als Angestellter im öffentlichen Dienst fühle ich mich wohl. Nur eines ärgert mich sehr: Die Unterscheidung von verbeamteten und angestellten Kolleg*innen, wenn die Bezügemitteilung des LBV kommt. Dann wird die Benachteiligung der Angestellten deutlich. Bis zu 500,- mehr Netto wären nötig, um alle Ungerechtigkeiten auszugleichen. Denn es muss gelten: Gleiche Arbeit, gleicher Lohn!

Als einziger Angestellter im Leitungsteam meiner GEW-Organisation bin ich also zuständig, wenn es um den Tarifkampf 2019 bei uns vor Ort geht. Dabei habe ich jede Menge Forderungen für bessere Arbeitsbedingungen und eine faire Bezahlung auf der Agenda. Zum Beispiel eine angemessene prozentuale Erhöhung für alle – auch für die verbeamteten Kollegen*innen, eine bessere Einstufung von Lehrern*innen – A 13 beziehungsweise E 13 für alle, die Einführung der Paralleltabelle und die Weiterentwicklung der Stufe 6 sowie eine Verbesserung der Situation von Werkstadtlehrer*innen und eine optimierte freiwillige Zusatzversicherung für Angestellte im öffentlichen Dienst.

Warum ist es so wichtig, für Tarifforderungen auf die Straße zu gehen? Wen nimmst du mit zum Streik?

Solange wir im Schulbereich zwei sehr unterschiedliche Systeme haben, wird es Ungerechtigkeiten geben. Unsere Aufgabe als Bildungsgewerkschaft ist es, diese Unterschiede durch einen langen Atem immer weiter zu reduzieren. Deshalb bin ich bei jedem Warnstreik dabei.

Bei uns am Berufskolleg sind etwas weniger als im Landesdurchschnitt angestellte Lehrer*innen tätig. Die GEW-Kolleg*innen an meiner Schule und ich konnten schon einige Tarifbeschäftigte davon überzeugen, sich an den Warnstreiks zu beteiligen. Die Anzahl von Streikenden steigt bei uns also von Tarifrunde zu Tarifrunde stetig!

Was würdest du denjenigen sagen, die noch nie gestreikt haben oder sich an anderen Aktionen der GEW beteiligt haben? Warum sollten sie in dieser Tarifrunde dabei sein?

Manchen ist es nicht bewusst, wie wichtig es ist zu streiken, um die Forderungen der GEW zu unterstützen. Sie denken, wir bewegen damit kaum etwas. Manche denken vielleicht, sie hätten Nachteile, wenn sie beim Warnstreik mitmachen. Die Antwort auf all diese Fragen und Bedenken kann nur sein, in einer Gewerkschaft hält man zusammen und steht füreinander ein. Denn wer nichts macht, hat schon verloren. Nur wer etwas wagt, kann gewinnen und gemeinsam sind wir stärker.

Was wünschst du dir für deinen Arbeitsbereich auch über die nächste Tarifrunde hinaus?

Ich wünsche mir eine weitere Verbesserung der Möglichkeit zum Seiteneinstieg – insbesondere an Berufskollegs sind Seiteneinsteiger*innen wichtig. Generell auch damit verbunden, die Verbesserung der Situation von Angestellten gegenüber Beamten. Es sind dicke Bretter zu bohren. Deshalb, lasst uns weiter bohren! Je mehr wir sind und je präsenter wir in der Öffentlichkeit sind, desto schneller wird es gehen.