lautstark. 03.02.2025

Forderungen mit Strahlkraft

TVöD 2025Tarifrunde

Der Zusammenhang von TVöD- und TV-L-Tarifrunden

Die Tarifverträge TV-L und TVöD für den öffentlichen Dienst sind stark aufeinander bezogen. Warum das so ist und warum Solidarität der Beschäftigten beider Tarifverträge untereinander so wichtig ist, erklärt Joyce Abebrese, Expertin der GEW NRW für Tarifpolitik.

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  • Ausgabe: lautstark. 01/2025 | Sprache. Macht. Teilhabe.
  • Autor*in: Joyce Abebrese
  • Funktion: Expertin der GEW NRW für Tarifpolitik
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Zwei zentrale Tarifverträge nehmen im öffentlichen Dienst eine entscheidende Rolle ein: der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) und der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst für Bund und Kommunen (TVöD). Ihr Zusammenhang ist besonders relevant, da beide Verträge oft zeitlich nah beieinander zur Verhandlung stehen und sich gegenseitig beeinflussen. 

So wurden häufig in einer Tarifrunde neue Standards gesetzt, die in der folgenden Runde des jeweils anderen Vertrags aufgegriffen wurden, so zuletzt geschehen in den Tarifrunden 2023: Nachdem in der TVöD- Runde Anfang des Jahres 2023 neben Gehaltserhöhungen unter anderem auch eine Inflationsausgleichsprämie abgeschlossen wurde, zog die TV-L- Runde zeitverzögert relativ ähnlich in den Auswirkungen nach.

Zeitsouveränität spielt eine große Rolle in der TVöD-Tarifrunde

In der TVöD-Tarifrunde 2025 wird neben den Forderungen zur Gehaltserhöhung auch das Thema Arbeitszeitreduktion eine Rolle spielen. Die Gewerkschaften fordern mehr freie Tage und die Schaffung eines Meine-Zeit-Kontos, auf das Beschäftigte zum Beispiel ihre Gehaltszuschläge, Gehaltserhöhungen oder auch Teile ihrer Jahressonderzahlungen einzahlen können, um dann selbstständig zu entscheiden, wie sie sich diese in Zeit auszahlen lassen. Möglich sein sollte beispielsweise, die wöchentliche Arbeitszeit zu reduzieren oder zusätzliche freie Tage zu nehmen.

Diese Forderungen sind in der Form neu und relevant für die heutige Zeit, in der Zeitsouveränität für einige Beschäftigte eine zentralere Rolle spielt als mehr Geld. Dieses geforderte Wahlmodell würde den Kolleg*innen eine freie Entscheidung ermöglichen. Sollten in der aktuellen TVöD-Tarifrunde also Verbesserungen für die Beschäftigten bezüglich Arbeitszeit und Zeitsouveränität erreicht werden, hätte dies auch eine große Strahlkraft für die ab Anfang 2026 anstehenden TV-L-Tarifverhandlungen.

Trotz TV-L und TVöD: Der öffentliche Dienst ist nicht zu teilen

Was bedeutet das für die anstehende Tarifrunde? Wir müssen alles geben, um gute Ergebnisse zu erzielen. Wir müssen deutlich machen, warum unsere Forderungen wichtig sind für die Erhaltung und Attraktivierung des öffentlichen Dienstes. Wir müssen deutlich machen, dass die Kolleg*innen auch bereit sind, für ihre Forderungen auf die Straße zu gehen und zu streiken. Und wir müssen deutlich machen, dass der öffentliche Dienst nicht zu teilen ist.