Bildungspolitik 14.04.2021

Mangelnder Infektionsschutz in Kitas

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GEW NRW kritisiert „eingeschränkten Regelbetrieb“ in Kindertagesstätten

Die GEW NRW kritisiert den „eingeschränkten Regelbetrieb“, den das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen (MKFFI) den Kitas verordnet. Im Sinne des Gesundheitsschutzes für Kinder, Eltern und Beschäftigte wäre der „eingeschränkte Pandemiebetrieb“ notwendig, der in NRW im Weihnachtslockdown galt. Wer Kitas im eingeschränkten Regelbetrieb öffnen will, muss praktikable und kindgerechte Tests sicherstellen. Für die Erzieher*innen sind regelmäßige Tests sinnvoll, wirklichen Schutz bieten nur Impfungen.

  • Autor*in: Ayla Çelik
  • Funktion: Stellvertretende Landesvorsitzende der GEW NRW
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Nach gut einem Jahr Beschäftigung unter Pandemiebedingungen und damit unter besonders herausfordernden Arbeitsbedingungen wird die allgemeine Belastung von Erzieher*innen und Beschäftigten in Kindertageseinrichtungen als besonders hoch empfunden. Es bestehen große Ängste, sich bei der Arbeit anzustecken, besonders in Anbetracht einer aggressiveren Virusvariante, die auch für Kinder- und Jugendlichen ansteckender ist.

Infektionsschutz der Beschäftigten nicht ausreichend

Es ist grundsätzlich richtig, dass Kitas ihre Aufgaben – Bildung und Betreuung – erfüllen können. Für die Beschäftigten ist es jedoch nicht nachvollziehbar, warum Kitas offen bleiben, während die Schulen in der ersten Woche nach den Osterferien in NRW in den Distanzunterricht geschickt werden. Zwar ist die Reduktion des Betreuungsumfangs um zehn Stunden pro Kind bei Beibehaltung der getrennten und geschlossenen Gruppensettings gut und notwendig, aber als das Hauptinstrument für den Infektionsschutz der Beschäftigten nicht ausreichend.

Eingeschränkter Pandemiebetrieb müsste ausgeweitet werden

Der aktuellen Situation angemessen und notwendig wäre die Wiedereinführung des eingeschränkten Pandemiebetriebs für Kinder mit besonderen Bedarfen und Kinder aus Haushalten mit systemrelevanten Berufen. In Anbetracht der Tatsache, dass die für diese Woche versprochenen Selbsttests nicht an alle Kitas ausgeliefert und die Beschäftigten noch nicht geimpft wurden, schlägt das Unverständnis der Beschäftigten in Ärgernis um.

Doch dieser Weg scheint politisch nicht gewollt. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hatte in Kalenderwoche 14 verkündet, dass die Möglichkeit Selbsttests durchführen zu können eine Bedingung für Schulen in Präsenz sei. Misst Politik hier mit zweierlei Maß?  
Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) in der Corona-Kita-Studie beträgt die bundesweit durchschnittliche Quote der Inanspruchnahme der Betreuung in den Kindertagesstätten für März 2021 rund 80 Prozent – was die Ressourcenauslastung betrifft, ist dies sehr nah an einem Regelbetrieb vor der Corona-Pandemie.

Herkulesaufgabe für die Kolleg*innen in NRWs Kitas

Personell sind die Kitas seit Beginn der Pandemie auch dadurch geschwächt, dass Beschäftigte aus Risikogruppen keine pädagogische Arbeit mit Kindern vor Ort ausführen können. Für die verbliebenen Beschäftigten hat sich gleichzeitig das Aufgabenvolumen durch die Pandemie erhöht beispielsweise durch die Gewährleistung von Hygienevorschriften sowie die Markierung und Einhaltung von Laufwegen. Die Kolleg*innen leisten seit über einem Jahr Corona-Pandemie eine Herkulesaufgabe! 
Die Impfungen der Beschäftigten müssen zügig fortgeführt werden. Wer Kitas weiterhin offenhalten will, muss impfen.