lautstark. 30.08.2024

Lobbyismus hat in Schulen nichts verloren!

BildungsgewerkschaftChancengleichheitMitbestimmungPolitische Bildung

Forderungen der GEW NRW

Die GEW setzt sich gegen Lobbyismus und die fortschreitende Ökonomisierung unserer Bildungseinrichtungen ein und fordert ein umfassendes Maßnahmenpaket. Vor allem die Kultusministerien müssen aus Sicht der GEW dabei mehr Verantwortung übernehmen.

Download pdf | 2 mb
  • Ausgabe: lautstark. 04/2024 | Ökonomisierung – Bildung als Ware?
  • Autor*in: GEW
Min.

Gesicherte Finanzierung

Die Finanzierung des Schulwesens, der Ausstattung und sowohl der technologischen als auch der traditionellen Lehr- und Lernmittel ist Aufgabe von Land und Schulträger. Mit Blick auf die Ausstattung von Lehrkräften mit digitalen Geräten kritisiert die GEW das Prinzip „Bring your own Device“, denn private mobile Endgeräte sollen nicht für berufliche Zwecke benutzt werden müssen.

Umfängliche Ausstattung

Schulen und Lehrkräfte müssen so ausgestattet und unterstützt werden, dass sie ihren Aufgaben gerecht werden können und dabei nicht auf Unterstützung, Technik und Materialien von privatwirtschaftlichen Anbietenden angewiesen sind. In diesem Zusammenhang fordert die GEW die Umsetzung des Prinzips der Lehr- und Lernmittelfreiheit sowie dass öffentlich finanzierte digitale Inhalte unter freien Lizenzen in offenen Formaten zugänglich sein sollen.

Staatliche Monitoringstellen

Es muss eine oder mehrere von den Ländern verantwortete Stellen geben, bei der schulische Lernkooperationen, Schulwettbewerbe, Portale, Plattformen und schulische Materialien auf ihre Empfehlungsfähigkeit hin geprüft werden – im Sinne einer „Whitelist“ – oder gemeldet werden können, wenn sie inhaltlich, pädagogisch, wettbewerbsrechtlich oder in anderer Hinsicht juristisch fragwürdig sind.

Kontrolle von Verstößen

Wenn schulische Lernkooperationen, Schulwettbewerbe, Portale, Plattformen und schulische Materialien der Prüfung durch die von der GEW geforderte Monitoringstelle nicht genügen, müssen sie gegenüber den schulfremden Akteuren moniert und für die Schulen dokumentiert werden.

Prüfung des Rechtsrahmens

Schulgesetze und Dienstordnungen müssen auf den Prüfstand und in diesem Sinne konkretisiert und nachjustiert beziehungsweise durch entsprechende Regelungen und Erlasse ergänzt werden, um den Schulen Orientierung und Rechtssicherheit zu geben, sodass die Verantwortung nicht länger bei Schulen und Kolleg*innen liegt.

Empfehlungen entwickeln

Die Kultusministerkonferenz wird aufgefordert, unter Einbeziehung von Lehrer*innen-, Eltern-, Schüler*innen- und Fachverbänden Empfehlungen zum Umgang mit Lobbyismus und Werbung an Schulen zu entwickeln und mit den Länderministerien zu beraten.

Verpflichtung auf Transparenz

Die Kultusministerien sollen – zum Beispiel mittels eines Transparenzkodex – Anbietende von Unterrichtsmaterialien dazu anhalten, bei Materialien und Onlineangeboten gut sichtbar zu machen, wer das Angebot beauftragt, produziert und finanziert, und zwar auch und besonders dann, wenn als solcher „an der Oberfläche“ ein Verein, eine Stiftung oder ein Institut auftritt. Schulen sollten dazu angehalten werden, Materialien und Angebote zu meiden, die diesem Transparenzkodex nicht entsprechen.

Vorbereitung und Qualifizierung der Lehrkräfte

Die Themen Lobbyismus, Sponsoring, Werbung, Medien und digitale Technologien sollen in der Ausund Fortbildung von Lehrkräften verankert werden.

Wissenschaftliche Begleitung

Die von der GEW geforderten Maßnahmen zur Begrenzung des Lobbyismus an Schulen müssen wissenschaftlich beobachtet und ausgewertet werden, um die formalen und juristischen Rahmenbedingungen für Schulen und Lehrkräfte wie auch ein gutes und transparentes pädagogisches Angebot zu sichern und weiterzuentwickeln.

Wie wählen Lehrkräfte Unterrichtsmaterial aus?

Zur Bewertung von Materialien und Angeboten hat die GEW Tipps und Hinweise zusammengestellt. Überprüfen lassen sich die Materialien beispielsweise anhand folgender Fragen: Welche Interessen und Ziele verfolgen die Anbietenden? Von wem stammt das Angebot? Wer hat es finanziert? Welche pädagogischen, finanziellen oder strukturellen Abhängigkeiten gehe ich mit dem Angebot ein? Auch der Materialkompass Verbraucherbildung, den die Verbraucherzentrale Bund mit einem Expert*innengremium entwickelt hat, kann Lehrkräften bei der Auswahl von Unterrichtsmaterial zu den Themengebieten Finanz- und Medienkompetenz, Ernährung und Gesundheit, nachhaltiger Konsum und Verbraucher*innenrechte helfen. Neben der inhaltlichen Beschreibung und fachlichen Bewertung werden die herangezogenen wissenschaftlich entwickelten Bewertungskriterien nachvollziehbar aufgeschlüsselt.

Verbraucherzentrale Bundesverband: Das Serviceportal für Verbraucherbildung  – Materialkompass: Unterrichtsmaterialien suchen und finden

GEW: Lobby-Check – GEW gibt Tipps für eine werbefreie Schule