Dass meine Schule – wie viele andere Schulen in NRW auch – ohne Konrektor*in auskommen muss, hat gleich mehrere Gründe: Zum einen übernehmen Konrektor*innen viele verantwortungsvolle Schulleitungstätigkeiten, die finanziell jedoch nicht entsprechend honoriert werden. Zum anderen müssen sie sich vor Antritt ihrer Stelle einem komplizierten Überprüfungsverfahren unterziehen, das aus einem Unterrichtsbesuch, einem Kolloquium, einer Konferenz und einem Beratungsgespräch besteht. Potenzielle Bewerber*innen, die teilweise seit vielen Jahren im Schuldienst sind, schreckt das ab – mit Folgen für den gesamten Schulbetrieb.
Grundschulkollegium an der Belastungsgrenze
In der Praxis sieht die Situation so aus: Ohne Konrektor*in bleiben alle Arbeiten an mir als Grundschulleitung hängen. Mir fehlt nicht nur ein*e Gesprächs- und Beratungspartner*in für Leitungs-, Steuerungs- und Verwaltungsaufgaben. Dazu zählen Beratung, Unterstützung und Führung der Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern sowie Konfliktregelung. Das führt auch zu Unzufriedenheit und zu Fehlern, weil alle Aufgaben von einer Person erledigt werden müssen. Hinzu kommt, dass Grundschulleitungen selbst viel Unterricht geben müssen und schnell an ihre Belastungsgrenzen kommen. Auch das Kollegium kann keine weiteren Aufgaben übernehmen, um die Schulleiter*innen zu entlasten.
Schulentwicklung bleibt auf der Strecke
Um den Anforderungen des Alltags gerecht zu werden und die Herausforderungen der Zukunft zu meistern, brauche ich dringend ein*e Konrektor*in. Denn im Moment bleibt kaum Zeit für Schulentwicklungsplanung oder Konzeptentwicklung. Dass unter dem Lehrkräftemangel die Qualität und die Kinder leiden, kann keine Alternative sein.
Wenn ich Glück habe, bewirbt sich im nächsten Jahr eine Kollegin aus meinem eigenen Kollegium auf die Stelle. Das macht sie bestimmt nicht wegen des Geldes oder der Prüfung, sondern weil wir ein super Team sind und man sich gegenseitig unterstützt.