Schule 15.03.2018

Immer mehr Aufgaben für Schulleitungen

BelastungWeiterbildungGehalt
Immer mehr Aufgaben für Schulleitungen

Arbeit im Spannungsfeld zwischen Gestaltungserfahrung und Belastungsgrenzen

An den Schulen in NRW fehlen schulformübergreifend etwa 700 Schulleiter*innen und mehr als 900 Stellvertreter*innen. Eine grundlegende Besserung ist nicht in Sicht.

  • Autor*in: Stephan Mertens, Ayla Celik
  • Funktion: Mitglieder im Ausschuss für Schulleitung der GEW NRW
Min.

Die vom NRW-Schulministerium eingesetzte Projektgruppe „Schulleitungen“ untersuchte schon in 2015, warum so viele Schulleitungsstellen unbesetzt sind. Ein Grund ist das Dilemma zwischen dem gewünschten und selbst gewählten Anspruch beziehungsweise Reiz einer Schulleitungsaufgabe und den damit einhergehenden tatsächlichen Aufgaben und Belastungen durch eher unpädagogische Tätigkeiten.

Seit der im Jahr 1995 vorgelegten Denkschrift „Zukunft der Bildung – Schule der Zukunft“ haben sich die Gestaltungsmöglichkeiten von Schulen und Schulträger*innen sinnvoll weiterentwickelt: Die schulischen Profile können an die Gegebenheiten der jeweiligen Stadt und der Schüler*innenschaft angepasst werden.

Schulleitungen nehmen Herausforderungen an

Schulleitungen nehmen die Einführung von schulischen Ganztagsformen und neuen Zeitstrukturen als weniger belastende Aufgabe wahr. Gleiches gilt, wenn Unterricht im Hinblick auf Individualisierung und Kompetenzorientierung grundlegend umgestaltet werden muss oder wenn sich die Schule generell für das gesellschaftliche Umfeld öffnet.

Schulleiter*innen nehmen erzieherische Herausforderungen gerne an: Dazu zählen beispielsweise die sich dramatisch auswirkende Mediennutzung oder veränderte Familienstrukturen und damit verbundene sozialpädagogischen Aufgaben. In Zusammenarbeit mit örtlichen Einrichtungen gestalten sie diese gesellschaftlichen Veränderungen lokal. In Zeiten des großen Lehrer*innenangebots empfanden die Führungskräfte die Aufgabe der Personalauswahl durch schulbezogene Auswahlverfahren als eine erfüllende Gestaltungsmöglichkeit.

Belastende Verwaltungsaufgaben

Neben neueren und zunehmend komplexeren Herausforderungen wie Inklusion, Seiteneinstieg und Integration sowie veränderten inhaltlichen Schwerpunkten wie Globalisierung und Digitalisierung sind Schulleitungen auch für viele andere Aufgaben zuständig. Sie tragen zum Beispiel Verantwortung für Arbeits-, Gesundheits-, Daten- und Brandschutz. Und Schulleiter*innen müssen Statistiken zu Gesundheit, Unterrichtsausfall und schulrechtlichen Maßnahmen erstellen.

Folgende Tätigkeiten werden empirisch ermittelt als besonders belastend empfunden:

  • Berichte für Behörden verfassen und der Schulaufsicht Rechenschaft ablegen
  • Verwaltungsvorgänge durchführen und archivieren
  • Schulsponsoring betreiben
  • Instandhaltungsmaßnahmen organisieren

Aufgabenkritik und Ausstattung in der Diskussion

Viele dieser Aufgaben müssten jedoch fachlich nicht von Lehrpersonen oder pädagogischen Führungskräften erledigt werden. Zumal sie sich in Schulleitungsfortbildungen auf die Kernbereiche Changemanagement und Personalführung konzentriert.

Deshalb fordert der Ausschuss für Schulleitung der GEW NRW vom NRW-Schulministerium, den Bezirksregierungen sowie von den Schulträger*innen zum einen eine klärende Aufgabenkritik. Zum anderen ist eine auskömmliche Ausstattung mit Personal für den Sekretariats-, Organisations- und Verwaltungsbereich sowie für die Betreuung der technischen Ausstattung notwendig. Kommen neue Aufgaben hinzu, muss die zuweisende Stelle klären, welche andere Aufgabe im Gegenzug reduziert werden kann oder welche Zeitressource zur Verfügung gestellt wird.

Die GEW NRW tritt dafür ein,

  • die Bezahlung der Schulleitungspersonen und die Anrechnungsstunden an allen Schulformen anzugleichen,
  • die Teamstrukturen auszuweiten,
  • Schulleitung in Teilzeit besser zu gestalten und
  • die Personalgewinnung in Verbindung mit der Schulleitungsausbildung und dem Übergangsmanagement zu professionalisieren.

Details zu diesen und anderen Themen diskutieren Schulleiter*innen bei der Schulleitungskonferenz unter dem Titel „Mehr Freiheit – mehr Verantwortung: Mehrarbeit?“ mit NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer. Die Veranstaltung findet am 19. April 2018 statt, Anmeldeschluss ist der 30. März.