Pressemitteilungen 08.12.2023

GEW NRW: „Vorschläge ernst nehmen und politisch handeln!“

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GEW NRW zum Gutachten der SWK

Angesichts des Lehrkräftemangels hat die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz Maßnahmen zur Lehrkräftegewinnung und Lehrkräftebildung vorgestellt, die die GEW NRW kommentiert.

  • Autor*in: Dr. Kenneth Rösen
  • Funktion: Vertretung des Pressesprechers
  • Kontakt: 01713317743
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Essen – Die GEW NRW begrüßt das Gutachten der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK zur Lehrkräftegewinnung, welches am heutigen Freitag vorgestellt wurde. Die Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW NRW, Ayla Çelik, kommentierte: „Der umfassende Lehrkräftemangel stellt unsere Schulen vor enorme Herausforderungen. Für die Lehrkräfte bedeutet er nicht selten eine besonders hohe Belastung, Stress und zu wenig Zeit für individuelle Maßnahmen. Für die Schülerinnen und Schüler bedeutetet er in erster Linie ausfallenden Unterricht. Um den enormen Mangel in Zukunft zu beseitigen, braucht es schon heute Maßnahmen für die Lehrkräftegewinnung zur Absicherung des Personalbedarfs und darüber hinaus zur Ermöglichung von kleinen Lerngruppen.“

Dahingehend lobte Çelik das Gutachten der SWK und stellt klar: „Die Kommission legt eine ganze Reihe an Vorschlägen vor, wie die Lehrkräftegewinnung erfolgreicher werden kann und zugleich die Qualität der Lehrkräftebildung entwickelt werden kann. Solange die Theorie nicht in Praxis mündet, bleiben Absicht und Wirklichkeit unvereinbar. Deshalb heißt es jetzt in erster Linie: nicht zögern, sondern auf Länderebene politisch mutig Veränderung vorantreiben. Die Zeit drängt!“

Zu den vorgestellten Maßnahmen gehört etwa die Verbesserung der Lehrkräftebedarfsprognose, die Öffnung des Lehramtsstudiums für Quereinsteiger*innen und die Aufhebung von Zulassungsbeschränkungen. Dazu Celik: „In Zeiten des Lehrkräftemangels ist der Numerus Clausus Ausdruck einer verfehlten Priorisierung. Es darf nicht sein, dass Studieninteressierte aus dem Lehramtsstudium ferngehalten werden, weil nicht genügend Plätze vorhanden sind. Das Land muss die Universitäten dabei unterstützen, den Ausbau von Studienplätzen voranzutreiben. Gleichzeitig darf die Qualität des Studiums nicht auf der Strecke bleiben. Wir brauchen bessere Betreuungsrelationen durch mehr festangestelltes Personal. Noch immer brechen zu viele Studierende das Studium wegen schlechter Studien- und Betreuungsbedingungen ab. Hier muss man ansetzen und langfristig in die Qualität des Studiums investieren. Ohne gute Studienbedingungen, ausreichend Plätze, ein qualitatives Studienangebot und guten Arbeitsbedingungen für den Beruf insgesamt werden wir den Lehrkräftemangel nicht überwinden können.“

 

Ergänzender Hinweis: 

Das vorliegende Gutachten kommt zunächst zu wichtigen und richtigten Ergebnissen hinsichtlich der Anpassung der Ausbildung in der zweiten Phase der Lehrkräfteausbildung. Besonders hervorzuheben ist die stärkere Verknüpfung von Theorie und Praxis zwischen erster und zweiter Phase der Ausbildung z.B. durch eine stärkere Einbindung des Praxissemsters in die Ausbildung der Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung, Coachingphasen und fallbasiertes Lernen. Die Verantwortung der Ausbilder*innen in der zweiten Pahse wird deutlich gestärkt und die Ausbildung praxisorientiert verstärkt - Das geht natürlich nur mit der Zuteilung aller notwendigen Ressourcen an die ZfsL und die Fach- bzw. Kernseminarleitungen.

Ebenfalls eine zentrale Forderung der GEW ist die Verbindung der Ausbildungsphase mit der Berufseinstiegsphase. Die Ausbildung wird durch Mentor*innen gestärkt, die Fachleitungen erhalten bessere Möglichkeiten der Ausbildungsbegleitung. Erfreulicherweise zählt dazu jetzt auch die Reduktion des Bedarfsdeckenden Unterrichts auf ein Minimum und eine Reduktion des Unterrichts während der Berufseinstiegsphase! Ausbildung braucht Zeit, Berufseinstieg braucht Entlastung! Damit das gelingt, darf der Vorbereitungsdienst unter allen Umständen nicht auf 12 Monate beschränkt werden - dieser Vorschlag ist rundherum abzulehnen, wir empfehlen vielmehr, eine Verlängerung des Vorbereitungsdienstes zu prüfen.

Zur Realisierung dieser Ausbildungsempfehlungen müssen Fachleitungen stark entlastet werden - denn auch hier bracuht Ausbildung Zeit. Ebenfalls ist das zweite Beförderungsamt für Fachleitungen dazu notwendig.