Pressemitteilungen 22.02.2024

GEW NRW: „Ohne Fachkräfte wird es nicht gehen!“

AusbildungBelastungBildungsgewerkschaftFachkräftemangelFrühkindliche Bildung

GEW NRW zur Fachkräftesituation an Kitas

Bis zu 20.000 fehlende Fachkräfte bis 2030 und knapp ein Viertel aller Auszubildenden bricht ab. Zu diesen beiden Zahlen kommt eine Studie des Forschungsverbunds Deutsches Jugendinstitut/Technische Universität Dortmund im Auftrag des Familienministeriums. Die GEW NRW kommentiert.

  • Autor*in Dr. Kenneth Rösen
  • Funktion Vertretung des Pressesprechers
  • Kontakt 01713317743
Min.

Essen/Düsseldorf – Das Familienministerium hat am heutigen Donnerstag eine Studie des Forschungsverbunds Deutsches Jugendinstitut/Technische Universität Dortmund unter dem Titel „Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe“ vorgestellt. Damit liegen speziell auf Nordrhein-Westfalen ausgerichtete Daten zur Fachkräftesituation in der Kinder- und Jugendhilfe vor. So weist die Studie zwar zwischen 2010 und 2022 einen Anstieg des Kita-Personals von rund 85.000 auf 135.000 Beschäftigte aus, allerdings weisen die Forscher*innen darauf hin, dass bis 2030 bis zu 20.000 Fachkräfte fehlen können. Auffällig ist zudem, dass laut der Studie 26 Prozent der Azubis ihre Erzieherinnen-Ausbildung nicht beenden und bei den Kinderpfleger*innen bricht sogar mehr als die Hälfte die Ausbildung ab.


Die Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW NRW, Ayla Çelik, kommentierte die Studienergebnisse:
„Der Auftrag an die Landesregierung wird durch diese Studie überdeutlich: Obwohl der Ausbau der Kindertagesplätze und damit auch ein enormer Ausbau an Fachpersonal in dem Bereich stattgefunden hat, reicht es hinten und vorne nicht. Zu wenig Erzieher*innen und zu wenig sozialpädagogisches Personal für zu viele Kinder und den nach immer mehr Flexibilität ausgerichteten Bedarfen von Eltern.
Dass die im System befindlichen Erzieher*innen noch nicht mal den Grundbedarf abdecken, ist nicht neu, auch wenn das Recht auf einen Kita-Platz bereits seit 10  Jahren besteht. Anspruch und Wirklichkeit driften hier auseinander. Die Betreuungslücke aufzufangen, bedeutet eine immense Belastung für die Beschäftigten. Ein Indiz für die Überlastung sind die steigenden Krankheitstage der Erzieher*innen: Viele sind am Rande ihrer Kräfte, fangen die Arbeit der fehlenden Kolleg*innen auf, arbeiten mit zum Teil erkrankten Kindern, deren Eltern auch nicht mehr wissen, wie sie ihre Arbeit sonst organisieren sollen. Wenn Arbeit krank macht, muss sich etwas ändern! Das System ist überall von Mangel geprägt.
Dass jede*r vierte Auszubildende*r die Ausbildung abbricht, ist alarmierend. Die Hürden für so einen Schritt sind hoch und häufig mit Ängsten besetzt. Wer sich also dazu entschließt, muss einen großen Leidensdruck haben. Gleichzeitig bedeutet diese hohe Abbruchquote, dass sich die Situation eher noch weiter verschlechtern als verbessern wird. Die Studie zeigt deutlich: Es muss schnell etwas passieren!
Kurzfristig müssten aus unserer Sicht Anerkennungsverfahren für ausländische Abschlüsse über Abbau von bürokratischen Hürden vereinfacht werden. Angehende Auszubildende sollten besser über die Ausbildung und die Rahmenbedingungen informiert werden, um Desillusionen vorzubeugen und Abbrüche zu minimieren. Die praxisintegrierte Ausbildung sollte ausgebaut werden, sodass die Lebenshaltung während der Ausbildung keine zusätzliche Last darstellt.
Das Alltagshelfer*innen-Programm sollte langfristig im Kinderbildungsgesetz festgelegt werden. Die Landesregierung ist nun am Zug, damit alle Kinder in NRW von den Angeboten der frühkindlichen Bildung profitieren können, die Beschäftigten dabei aber nicht aus dem Fokus geraten. Denn: ohne sie funktioniert weder die Betreuung noch die frühkindliche Bildung der Kinder!“