Tarifvertrag der Länder – TV-L 01.10.2021

Forderungen in der Tarifrunde: Was ist drin für mich?

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Vier Kernforderungen der Gewerkschaften und eine Menge mehr auf dem Zettel

Die beteiligten Gewerkschaften ver.di, GEW, GdP, IG BAU und dbb gehen mit vier Kernforderungen in die Tarifrunde TV-L 2021. Was steckt dahinter? Was ist drin für mich, also einzelne Beschäftigte? Und welche Dynamik können wir 2021 erwarten? Eins ist auf jeden Fall klar: Nicht nur unser Motto „#DASGEWINNENWIR“ setzt die Arbeitgeber unter Druck. Unsere Forderungen sind berechtigt und das werden die Gewerkschaften und ihre Mitglieder deutlich machen!

  • Autor*in: Jochen Bauer
  • Funktion: Ehrenamtlicher Experte für Tarifpolitik der GEW NRW
Min.

Die vier Kernforderungen für die Tarifrunde TV-L 2021 stehen seit Ende August 2021 fest:

  • 5 Prozent mehr Gehalt – mindestens aber 150,- Euro
  • 100,- Euro monatlich mehr für alle in Ausbildung
  • stufengleiche Höhergruppierung
  • Tarifvertrag für studentische Beschäftigte

Unsere Schwestergewerkschaft ver.di fordert darüber hinaus Verbesserungen für die Beschäftigten im Gesundheitsdienst an den Landeskliniken.

Was steckt hinter der Forderung nach 5 Prozent mehr Gehalt?

Wer sich die Preisentwicklung allein bei den Energiekosten ansieht, erkennt schnell, dass die Inflationsrate in Deutschland im Spätsommer 2021 auf über 3 Prozent gestiegen ist. Die Forderung der Gewerkschaften nach 5 Prozent mehr Gehalt schöpft den verteilungsneutralen Spielraum aus. Er setzt sich zusammen aus Inflationsrate und Produktivitätssteigerung, die aktuell bei 1,6 Prozent liegt. Die Forderung ist demnach schon rein rechnerisch berechtigt.

„Diese Tarifrunde eröffnet die Möglichkeit, den Beschäftigten die Anerkennung zukommen zu lassen, die sie verdienen – gerade nach Corona und für ihren unermüdlichen Einsatz in den letzten 18 Monaten der Pandemie“, unterstreicht die Vorsitzende der GEW NRW Ayla Çelik darüber hinaus die Forderung nach 5 Prozent mehr Gehalt. „Die Verbesserung der Attraktivität des öffentlichen Dienstes bedeutet gute Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung herzustellen. Nicht zuletzt, um den Nachwuchs im öffentlichen Dienst sicherzustellen“, sagt die Landesvorsitzende.

Was ist die stufengleiche Höhergruppierung?

Die GEW NRW hatte in ihrem Forderungskatalog beschlossen, dass strukturelle Verbesserungen am Tarifvertrag verwirklicht werden müssen – eine stufengleiche Höhergruppierung entspricht dem genau und Ayla Çelik bekräftigt: „Unsere Forderung nach einer stufengleichen Höhergruppierung ist ein Muss, wenn Beschäftigte motiviert werden sollen, neue verantwortungsvolle Aufgaben zu übernehmen. Die Übernahme von mehr Verantwortung darf nicht ein Synonym für weniger Bezahlung sein.“

Entgegen dem Beamtenrecht kennt der TV-L die Mitnahme der Stufenlaufzeiten und der Erfahrungsstufe nicht. Das bedeutet, dass bei Höherstufung Stufenlaufzeiten und Stufenzugehörigkeit verloren gehen und Gehaltseinbußen damit auf der Hand liegen.

Kolleg*innen in Thüringen, wo die GEW-Forderung nach A 13/E 13 für alle umgesetzt wurde, mussten das schmerzlich erfahren: Sie konnten nur marginale Gehaltserhöhungen verzeichnen. Die stufengleiche Höhergruppierung ist die Voraussetzung dafür, dass die GEW-Forderung nach A 13/E 13 für alle auch für tarifbeschäftigte Lehrkräfte zu einer materiellen Verbesserung führt.

Was können die Forderungen für Auszubildende und Studierende bewirken?

100,- Euro mehr Entgelt während der Ausbildung soll in allen Ausbildungsberufen im TV-L durchgesetzt werden. In der GEW sind angehende Erzieher*innen organisiert, in anderen DGB-Gewerkschaften Pflegepersonal, Polizist*innen und viele mehr in Ausbildung. Mit ihrem Ausbildungsgehalt müssen sie mehr als nur über die Runden kommen. „Gerade dort im öffentlichen Dienst, wo die Arbeitsbedingen prekär sind und die Bezahlung schlecht, fehlen die Fachkräfte. Besonders deutlich ist der Fachkräftemangel in der frühkindlichen Bildung, in Kitas zu beobachten. Um perspektivisch dem sich verschärfenden Fachkräftebedarf entgegenzuwirken und Abgänge unter den Beschäftigten zu verhindern, muss die Ausbildung aufgewertet und müssen die Gehälter erhöht werden“, betont Ayla Çelik.

Gleiches gilt für studentische Beschäftigte: Für sie muss ein Tarifvertrag her! Im System Hochschule sind studentische Mitarbeiter*innen unverzichtbar und sie verdienen einen sicheren Arbeitsplatz. 

#DASGEWINNENWIR: Mit dem Motto der GEW in die Tarifrunde 2021

Die Tarifrunde TV-L ist nicht nur eine Tarifrunde für Lehrkräfte. Der gesamte öffentliche Dienst der Länder ist betroffen. Die Gewerkschaften haben eine Menge mehr Forderungen auf dem Zettel und am Ende ist für jede*n eine persönliche oder solidarische Verbesserung drin. 

Mit dem Start in die erste Verhandlungsrunde am 8. Oktober 2021 geht auch GEW-Kampagne los: #DASGEWINNENWIR – aber nur gemeinschaftlich können wir die gesteckten Ziele und wirklich für alle Beschäftigten etwas erreichen!