Schule 29.03.2017

Arbeitszeit und Freizeit in der richtigen Balance?

FrauenBelastungArbeits- und GesundheitsschutzGrundschuleGesamtschuleGymnasiumHauptschuleRealschule
Arbeitszeit und Freizeit in der richtigen Balance?

Teilnehmerinnen diskutieren bei der Landesfrauenkonferenz über Belastung

Zeit war das zentrale Thema der Landesfrauenkonferenz 2017: Wie hoch ist die Belastung von Lehrkräften wirklich? Bleibt noch Zeit für das Privatleben und für ehrenamtliches Engagement? Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache.

  • Autor*in: Frauke Rütter
  • Funktion: Referentin für Frauenpolitik der GEW NRW
Min.

13 Wochen Ferien, dazu noch Wochenenden und Feiertage sowie die Nachmittage mit freier Zeiteinteilung – Lehrer*in müsste man sein! Soweit das Vorurteil. Die bundesweit einzigartige Arbeitszeit- und Belastungsstudie der GEW Niedersachsen mit einer empirischen Erfassung der Arbeitszeit von Lehrkräften in Niedersachsen zeichnet ein anderes Bild. Laura Pooth, stellvertretende Landesvorsitzende der GEW Niedersachsen, präsentierte die Ergebnisse der Studie bei der Landesfrauenkonferenz der GEW NRW. Sie unterstrich die Dauerbelastung der Lehrkräfte:

  • 54 Prozent der Lehrer*innen haben trotz Krankheit in der Schulwoche gearbeitet. Nicht nur zu Hause in Form von Korrekturen, sondern auch vor der Klasse.
  • Zwei Drittel der Lehrkräfte arbeitet an fast jedem Wochenende während der Schulwochen, an Gymnasien sind es drei Viertel.
  • Über ein Viertel der Lehrer*innen an Gesamtschulen und Gymnasien arbeitet regelmäßig nachts.
  • Ein Drittel der Gymnasiallehrer*innen kennt keine Oster- oder Weihnachtsferien, ebenso geht es einem Fünftel der Gesamtschullehrkräfte. Es wird durchgearbeitet.
  • Ein knappes Fünftel der Vollzeitlehrkräfte an Gymnasien arbeitet während der Schulwochen dauerhaft mehr als 48 Stunden pro Woche. Diese Stundenanzahl entspricht dem arbeitsrechtlichen Maximum. An Grundschulen ist es ein Sechstel und an Gesamtschulen ein Siebtel der Lehrer*innen. Insgesamt sind rund 60 Prozent der Vollzeitlehrkräfte regelmäßig mit solchen Stressphasen konfrontiert – ohne eine zeitnahe Entlastung zu bekommen.

Höchste Identifikation und Zufriedenheit mit dem Beruf

Klingt paradox, ist aber so: Die Lehrkräfte sind gleichzeitig gestresst und zufrieden. Viele lieben ihren Beruf und sind überzeugt vom Wert ihrer Arbeit. Dafür nehmen sie Widrigkeiten in Kauf. Dennoch zeigen die Ergebnisse der Studie, dass der Arbeitsplatz Schule für einen Großteil der Lehrkräfte sehr belastend ist und Auswirkungen auf ihre Gesundheit zu befürchten sind.

Spagat zwischen Beruf, Privatleben und Ehrenamt

Während der Landesfrauenkonferenz wurde besonders deutlich: Für die Öffentlichkeit „unsichtbare“ Arbeitsverpflichtungen neben den Unterrichtsstunden nehmen zu und machen die Vereinbarung von Beruf, Privatleben und ehrenamtlichem Engagement schwierig. Gutes Zeitmanagement ist daher für viele Kolleginnen notwendig, um die vielen unterschiedlichen Anforderungen unter einen Hut zu bringen. Hier ist die Gewerkschaft gefragt, Forderungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen vor allem für Frauen durchzusetzen.