Bildungspolitik 03.05.2018

Wie wohnen Studierende in NRW?

AusbildungWissenschaft und Forschung
Wie wohnen Studierende in NRW?

Wohnmodelle in Bochum und Köln für Student*innen

Ein Drittel des Geldes, das Studierende zur Verfügung haben, geht für die Miete drauf. Rund 331,- Euro zahlen sie durchschnittlich in NRW für eine Wohnung. Ein bezahlbares Zimmer ist schwer zu finden, vor allem in Großstädten. Zwei gegensätzliche Beispiele zum studentischen Wohnen aus Bochum und Köln wie Städte, Universitäten und private Investor*innen sich einmischen.

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Wohnungsmangel in Köln

Die Wohnungsnot in Köln ist groß. Vor allem Studierende leiden darunter. Sie müssen im Schnitt rund 400,- Euro für ein WG-Zimmer zahlen. Deshalb entstehen in der Stadt im Rheinland innovative Konzepte wie „Wohnen für Hilfe“.

Das Projekt basiert auf dem Prinzip des Gebens und Nehmens sowie des gemeinschaftlichen Zusammenlebens. Studierende der Kölner Hochschulen beziehen Wohnraum, den Bürger*innen dort zur Verfügung stellen. Im Gegenzug leisten die Studierenden Hilfe im Alltag und unterstützen so die Wohnraumanbieter*innen. Die Faustregel lautet: Studierende arbeiten eine Stunde pro Quadratmeter Wohnfläche im Monat. Zu den Hilfen zählen alltägliche Unterstützungen wie Einkaufen, Haushaltshilfe und Gartenpflege. Neben den Hilfestunden zahlen sie Nebenkosten für den Verbrauch. Für beide Parteien entsteht eine Win-Win-Situation: Studierende bekommen eine Wohnung und eine*n Mitbewohner*in, die*der gerade für Studienanfänger*innen oft die erste Bezugsperson in einer neuen Großstadt ist. Wohnraumanbieter*innen erhalten nette Gesellschaft und Unterstützung im Alltag.

Koordinatorinnen von „Wohnen für Hilfe“ beraten

Sowohl Wohnraumanbieter*innen als auch Wohnraumnehmer*innen sind zufrieden. Während des gesamten Vermittlungsprozesses und der Dauer einer Wohnkooperation stehen die Koordinatorinnen des Projekts beratend und unterstützend zur Seite. Das ist nötig, wenn es zum Beispiel wegen mangelnder Kommunikation zu Missverständnissen oder fehlenden Absprachen kommt. Die meisten Auseinandersetzungen werden mit einem offenen Gespräch und Kompromissbereitschaft gelöst.

Mehr Studierende als Senior*innen

Seitens der Studierenden ist die Nachfrage wegen des angespannten Wohnungsmarktes in Köln sehr groß. Es gibt fast doppelt so viele interessierte Studierende wie Wohnraumanbieter*innen. Seit 2009 wurden 1.578 Studierende und 844 Wohnraumanbieter*innen in die Datenbank des Projekts aufgenommen. Das Ganze wird von der Stadt Köln und der Universität gemeinsam finanziert. Etwa die Hälfte aller Wohnraumanbieter*innen sind Senior*innen im Alter von 60 bis 100 Jahren. Die restlichen Teilnehmenden sind Alleinerziehende oder Menschen mit Handicap. Insgesamt wurden in Köln bereits 583 Wohnkooperationen erfolgreich vermittelt. Das sind rund 81 pro Jahr.

Sandra Wiegeler, Dipl. Heilpädagogin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität zu Köln

Studentisches Wohnen in Bochum

In Bochum entsteht in der Nähe des Hauptbahnhofs ein neuer Wohnturm mit 21 Stockwerken und 400 Appartments, den private Investor*innen finanzieren. Parallel dazu gibt es seit Jahren Studierendenwohnheime, die das Akademische Förderungswerk (AKAFÖ) unterhält.

Der Wohnraum in Bochum ist nicht knapp. Gerade im Vergleich zu anderen Ballungsgebieten, gibt es in Bochum viele bezahlbare Wohnungen. Außerdem ist es auch möglich, in umliegenden Städten – zum Beispiel in Herne – zu wohnen, zur jeweiligen Hochschule zu pendeln und sogar noch günstiger zu wohnen als in Bochum. Der Wohnturm stellt eher keine Konkurrenz dar, weil die Wohnungen deutlich teurer sein sollen, als die vom AKAFÖ. Dementsprechend wird durch den Wohnturm eine andere Zielgruppe angesprochen, als es das AKAFÖ tut.

Studierende können bis 320,- Euro Miete zahlen

Im Prinzip ist zusätzlicher Wohnraum, gerade für Studierende, immer wünschenswert. Es bleibt abzuwarten, ob die Mieter*innen die Geräuschkulisse am Bochumer Hauptbahnhof akzeptieren und ob es sich bei dem Projekt um für die meisten Studierenden bezahlbaren Wohnraum handelt. Erfahrungsgemäß liegt der maximale Betrag, den Studierende monatlich für die Gesamtmiete aufbringen können, bei rund 300 bis 320,- Euro. Oft ist er bei internationalen Studierenden deutlich niedriger. Trotzdem gibt es vereinzelt Studierende, die größere Beträge zur Verfügung haben, zum Beispiel dank eines wohlhabenden Elternhauses. Diese bilden jedoch eher die Ausnahme.

Rechtzeitig eine Wohnung suchen

Das „A und O“ besteht darin, sich frühzeitig um eine Wohnung zu kümmern. Außerdem ist es wichtig, ein wenig flexibel zu sein – etwa hinsichtlich der Lage. Sind diese beiden Kriterien erfüllt, ist die Wohnungssuche in Bochum für gewöhnlich unproblematisch.

Manuela Hildebrandt, Leiterin der Unternehmenskommunikation des Akademischen Förderungswerks