Wer könnte Schüler*innen das Leben mit HIV und AIDS besser beschreiben als Betroffene selbst? Autor Matthias Gerschwitz ist HIV positiv. Er lebt seit 1994 mit der Infektion und hat dazu zwei Bücher geschrieben mit den Titeln „Endlich mal was Positives“ und „Endlich mal was Positives 2“. Sein Credo lautet: Trotz der Viren ein fröhlicher und optimistischer Mensch bleiben. Dass er damit auch im Liebesleben verantwortungsvoll umgehen muss, versteht sich für ihn von selbst.
Von sich und seiner Krankheit hat er nun schon etwa 3.000 Schüler*innen in Krefeld im Rahmen des Weltaidstags erzählt und Fragen zum Thema beantwortet. Die Lesereihe geht nun schon ins sechste Jahr und wird wegen der hohen Nachfrage in diesem Jahr ausgeweitet.
Lesungen als Teil der Aufklärungsarbeit an Krefelder Schulen
Die Lesungen sind ein gemeinsames Projekt der GEW Krefeld und der AIDS-Hilfe Krefeld. Sie sind Bestandteil der Aufklärungsarbeit an Schulen mit den Zielen, Schüler*innen über das Thema zu informieren, bestehende Kontakte zu Schulen und Lehrkräften auszubauen sowie neue Kontakte zu knüpfen.
Angefangen hatte das Projekt mit einem Treffen der Initiator*innen Anja Wiese von der AIDS-Hilfe und Philipp Einfalt von der GEW Krefeld. Gemeinsam suchten sie einen Weg, mehr Akzeptanz für die Aufklärungsarbeit an Schulen zu schaffen. Denn trotz der guten Zusammenarbeit der AIDS-Hilfe mit vielen Krefelder Schulen, lehnten einige das Aufklärungsangebot der AIDS-Hilfe ab.
Sexualpädagogik fand im Unterricht zu selten statt
Auch das Thema Sexualpädagogik kam am Niederrhein an einigen Schulen zu kurz. Um die Zusammenarbeit mit den Schulen in diesem Bereich auszubauen, planten die beiden Initiator*innen mit Patrizia Helten, die ebenfalls für die AIDS-Hilfe tätig ist, einen gemeinsamen Fachtag für Lehrer*innen.
Der Titel des ersten Fachtags sollte ein wenig provozieren: „Muss ich immer Penis sagen?“ Der Untertitel lautete „Sexualität als Thema in der Schule“. Doch die Anmeldungen der Lehrkräfte ließen auf sich warten. Erst nach einer Pressekonferenz kam das Thema mit der Schlagzeile „So ein Schweinkram – Schulen am Niederrhein boykottieren Fach Sexualkunde“ auf die Agenda vieler Schulen. Zeitungen und Radiosender berichteten deutschlandweit über das Thema und dessen Notwendigkeit im Unterricht. Es war in den Köpfen der Menschen angekommen und wurde diskutiert.
Ein regionales Team hält Vorträge und macht Workshops
Nach einigen Anfangsschwierigkeiten stellten die Initiator*innen ein professionelles, regionales Team aus Mitgliedern der AIDS-Hilfen Krefeld und Mönchengladbach, der Gesundheitsämter Krefeld und Kreis Viersen, der GEW Krefeld, Mönchengladbach und später auch Viersen zusammen. Die Volkshochschule Krefeld stellte die Räume zur Verfügung, die Finanzierung war über die GEW und die AIDS-Hilfe gesichert.
Trotz einiger Anfeindungen wegen der Pressekonferenz und des Themas hat sich der Fachtag zum Thema Sexualität im Unterricht durchgesetzt. Die Teilnehmer*innen waren zufrieden und lieferten viele Anregungen für die nächsten Veranstaltungen. Der Startschuss für die zweite Runde in Mönchengladbach war gefallen.