Die erste Sitzung war voll von Namen, Begriffen und Abkürzungen, die das Leben der Lehrkräfte in Ausbildung so kompliziert machen. Während der Vorstellungsrunde beeindruckte mich vor allem die große Anzahl an Kolleg*innen – 25 Personen einschließlich mir. Wir alle unterrichten Mathematik als Erst- beziehungsweise Zweitfach.
Seiteneinsteiger*innen für Mangelfächer gesucht!
Ungefähr die Hälfte der Gruppe von studierten und promovierten Menschen unterrichtet die Fächerkombination Physik/Mathematik, die zwei Mangelfächer der Schulen und insbesondere der Berufskollegs in Nordrhein-Westfalen.
Hier wird mir noch einmal vor Augen geführt, wie wichtig der Seiteneinstieg ist, um dringenden Problemen wie dem breiten Lehrkräftemangel an den Schulen des Landes entgegenzuwirken, besonders in den naturwissenschaftlichen Fächern. Unterrichtsausfall wird somit nicht nur vorübergehend, sondern auf lange Sicht gelöst. Eine gute Lösung – wie ich finde –, die den Unterricht grundsätzlich garantiert und gleichzeitig die Unterrichtsqualität sichert.
Rundumbetreuung als Seiteneinsteiger*in
Die ersten Wochen an der Lore-Lorentz-Schule in Düsseldorf waren besonders fordernd: das Einleben in den schulischen Alltag, die Unterrichtsvorbereitung, das Kennenlernen der Schüler*innen, die ersten Kontakte mit dem Kollegium, die Konferenzen, die Klausurerstellung und deren Benotung. Einerseits kompliziert und fordernd, andererseits voll von den kleinen „täglichen Siegen“, die diesen Job schön und einzigartig machen.
Ohne die umfassende Betreuung und Unterstützung meiner Kolleg*innen wäre all das undenkbar gewesen. Die Schule trägt mit internen Fortbildungen, wöchentlichen Ausbildungsveranstaltungen, umfassenden Beratungsangeboten und individuellen Hilfestellungen zu dem erfolgreichen Abschluss der Ausbildung bei. Zum Beispiel sind die Ausbilder*innen der Schule im Unterricht mit dabei, sie beraten und betreuen im Klassenraum.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten: Referendariat versus Ausbildung
Unterschiede zwischen den Lehrkräften in Ausbildung und den grundständigen Referendar*innen existieren nicht nur auf einer formalen und definitorischen Ebene. Unter anderem bringen Seiteneinsteiger*innen vor allem Wissen aus ihrer langjährigen Berufspraxis mit – in der Regel jedoch keine Kenntnisse über Bildungswissenschaften. Diese Lücke wird im Rahmen des ersten Ausbildungshalbjahres geschlossen, da die Lehrkräfte in Ausbildung an einem 40-stündigen Kurs in Bildungswissenschaften unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen Fächer teilnehmen.
Am Ende des ersten Ausbildungshalbjahres wird eine Prüfung in Form eines Kolloquiums abgelegt, im Anschluss nehmen die Seiteneinsteiger*innen an den fachlichen und überfachlichen Seminaren zusammen mit den grundständigen Referendar*innen teil. Im Gegensatz zu ihnen haben die Lehrkräfte in Ausbildung in der Regel eine Unterrichtsverpflichtung von 18 Wochenstunden während ihrer 24-monatigen dauernden Ausbildung. Identisch zu den Referendar*innen legen die Lehrkräfte in Ausbildung die fünf vorgesehenen Unterrichtsbesuche pro Fach und das zweite Staatsexamen ab.
Nachdem ich inzwischen die Ausbildung zur Hälfte absolviert habe, kann ich meinem Kernseminarleiter nur zustimmen: Der Beruf der Lehrer*innen ist tatsächlich der beste Job der Welt!