Bildungspolitik 04.12.2020

Kitas in der Corona-Pandemie nicht vergessen!

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Erzieher*innen arbeiten in der Krise unter Hochdruck: Appell an die Politik!

Die GEW NRW appelliert in einem offenen Brief an Familienminister Dr. Joachim Stamp daran die Kitas in der Corona-Pandemie nicht zu vergessen und die Forderungen der Beschäftigten ernst zu nehmen.

  • Autor*in: Joyce Abebrese
  • Funktion: Expertin der GEW NRW für frühkindliche Bildung
Min.

Kolleg*innen in Kitas arbeiten seit Beginn der Corona-Krise unter Hochdruck. Zudem hat die Krise noch einmal deutlicher gemacht, was vorher schon galt: Der Fachkräftemangel erschwert es Erzieher*innen und dem weiteren sozialpädagogischen Personal in den Kitas ihrem Auftrag gerecht zu werden und erhöht den Druck auf jede*n einzelne Kolleg*in. Veränderungen sind dringend notwendig.

Kitas brauchen bessere Informationen für mehr Handlungssicherheit

  • Kitas brauchen eine Handreichung des Landes, die Empfehlungen zu Vorgehensweisen für regional unterschiedliche Inzidenzwerte enthält und zum Beispiel den Umgang mit Verdachtsfällen regelt.
  • Sie benötigen klare, verständliche Informationen und Empfehlungen für die Kitas und die Eltern, wie im Falle einer Infektion oder eines Verdachtes vorzugehen ist. 

Kitas brauchen eine Test- und Impfstrategie 

  • Die von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Ministerpräsident*innen formulierte Teststrategie für Schulen sollte auch in den Kitas in NRW angewendet werden.
  • Aus Sicht der GEW NRW gehören Beschäftigte in Kitas zu den Personengruppen, denen frühzeitig Impfungen ermöglicht werden müssen. 

Kitas brauchen mehr Fachkräfte und Alltagshelfer*innen sowie weitere Unterstützung

  • Der Einsatz von Alltagshelfer*innen entlastet die Erzieher*innen im nicht-pädagogischen Bereich. Dennoch benötigen die Kitas mehr Fachpersonal, da die Alltagshelfer*innen den erhöhten pädagogischen Aufwand nicht auffangen können und sollten.
  • Aus Sicht der GEW NRW sind Vertretungspools auf das Nötigste zu reduzieren, um das Infektionsrisiko zu minimieren.
  • Um der hohen psychischen Belastung in den Kitas zu entsprechen, sollten Supervisionen oder vergleichbare Angebote unterbreitet werden.
  • Eine Hotline für Kitaleitungen sollte auf kommunaler Ebene eingerichtet und ständig erreichbar sein. 
  • Zur Sicherstellung der notwendigen Hygiene- und Desinfektionsmittel für die Kitas schlägt die GEW NRW vor, kommunale Kooperationspartner*innen zu installieren, bei denen Kitas Hygienebedarf zu fest vereinbarten Konditionen bestellen können. 
  • Die Kitas benötigen eine (bessere) technische Ausstattung, um besser mit Eltern in Kontakt bleiben zu können (Videotelefonie).
  • Um die Infektionsgefahr zu minimieren, sollten CO2-Ampeln, wo möglich auch Luftreinigungsgeräte, für die Gruppenräume angeschafft werden. 

Kitas brauchen die Möglichkeit auf Personalmangel adäquat zu reagieren! 

Die Öffnungszeiten müssen reduziert werden, wenn es die Personalsituation vor Ort nicht anders zulässt. Wenn keine Alltagshelfer*innen in den Kitas sind, müssen die Erzieher*innen und Ergänzungskräfte den Hygieneplan erfüllen. Damit bleibt weniger Zeit für beispielsweise Teamsitzungen oder Vor- und Nachbereitung. 

Kitas brauchen ein Signal der Wertschätzung für die Beschäftigten!

Seit dem 17. August 2020 arbeiten die Kitas wieder im Regelbetrieb – in der Regel ohne Masken und Abstand. Kinder benötigen den sozialen Kontakt zu ihren Bezugspersonen in der Kita und dieser funktioniert nicht zuletzt über Mimik, Gestik und auch über körperliche Nähe. Die Erzieher*innen und weitere Beschäftigte in den Kitas leisten einen enormen Beitrag zur Aufrechterhaltung des gesellschaftlichen Systems. Die Zahlung einer Corona-Prämie noch in diesem Jahr ist aus Sicht der GEW NRW angebracht.