Und wann steht der Stundenplan fürs neue Schuljahr auf der To-Do-Liste? Natürlich lange bevor die Schule nach der Sommerpause wieder startet. Denn schließlich möchten alle am ersten Schultag wissen, wo sie hinmüssen.
Wünsche des Kollegiums für den Stundenplan
Die Arbeit an einem Stundenplan für ein ganzes Schuljahr an einer großen oder auch an einer kleinen Schule ist eine komplexe Angelegenheit. In der arbeitsintensiven Endphase eines Schuljahres zwischen Zeugniskonferenzen, Verabschiedungs- und Kulturveranstaltungen sitzen Stundenplangestalter*innen in ihren Büros und planen bereits das kommende Schuljahr.
Kolleg*innen dürfen derweil ihre Wünsche für den Unterricht äußern. Die eingereichten Wünsche müssen gesammelt, abgeglichen und angepasst werden. Die Veränderungen werden zurückgespielt ins Kollegium und die daraus resultierenden Gespräche in den Arbeitsalltag eingebettet. Dabei müssen viele Dinge berücksichtigt werden: pädagogische Kontinuität, Klassenlehrer*innenteams, Einsatz von Referendar*innen im bedarfsdeckenden Unterricht, Ausschreibung befristeter Stellen zur Schließung von Lücken, Versetzungen oder Abordnungen, Einstellung neuer Kolleg*innen, Berücksichtigung der Raumsituation mit Stolperfallen wie fehlende Sporthallen, Schwimmzeiten oder Fachraummangel.
Programme für den Stundenplan kennen Lebenssituation der Kolleg*innen nicht
Die Eingabe der Daten liefert erste Problemmeldungen: die Koppelung von Lehrkräften funktioniert nicht, die Wahlfächer der Oberstufe passen nicht, die Absprachen mit den Kooperationsschulen fehlen noch.
Und wenn diese Dinge erledigt sind, passt der Stundenplan nach ersten Versuchen doch noch nicht. Es wäre ja auch zu schön gewesen! Erneutes Tauschen, erneute Rücksprache, erneutes Umdenken. Die Sommerferien haben mittlerweile begonnen. Man hält eine Rohversion des Stundenplans in den Händen, aber die Programme wissen nicht um die pflegebedürftigen Eltern des Kollegen, die Familie mit jungen Kindern, die aus der Kita abgeholt werden müssen, die Schüler*innen, die plötzlich einen Zwölfstundentag haben. Man nimmt sich also noch einmal viel Zeit für Änderungen und Optimierungen, denn das Ergebnis bestimmt den Lebensrhythmus des Kollegiums für ein ganzes Jahr.
14 Mal wird der Stundenplan innerhalb eines Schuljahres geändert
Unvorhergesehenes jedoch lässt sich nicht planen und deshalb sind Änderungen am Stundenplan vorprogrammiert: Die Verantwortlichen erledigen rund 14 Umgestaltungen des Stundenplans im Verlauf eines Schuljahres. Die Gründe dafür sind vielfältig: Elternzeiten beginnen und enden, Langzeiterkrankungen treten auf, Neueinstellungen erfolgen.
Für alle Anpassungen und Planungsschritte brauchen Stundenplangestalter*innen zwei bis drei Wochen in den Sommerferien, um diese Arbeit sorgfältig und ordentlich abzuschließen. Der fertige Plan liegt dann in den Fächern und löst die nächste Welle an Rückfragen und Hinweisen aus, die man noch irgendwie unterbringen muss.
Vertrauen und Solidarität sind bei der Stundenplangestaltung wichtig
Das alles erfordert viel Kommunikation und ein hohes Maß an Vertrauen der handelnden Personen zueinander. Solidarität ist extrem wichtig, denn immer ist der Vorteil der*des einen Kollegen der Nachteil einer*s anderen. Als verantwortliche Person sucht man einen bestmöglichen Ausgleich, erbittet Verständnis für Härten und freut sich über positive Resonanz.
So beginnt ein neues Schuljahr und man sieht mit Stolz tausend Schüler*innen und 70 Kolleg*innen in die Räume eilen, die man ihnen zugewiesen hat. Es funktioniert wie ein kleines Wunderwerk, aber es war harte Arbeit, die sich jedoch auszahlt. Und vor allem: nicht endet, denn nach dem letzten Stundenplan ist vor dem nächsten.