Viele tarifbeschäftigte Erzieher*innen bekommen nur eine kleine Rente und können mit ihrem Gehalt kaum fürs Alter vorsorgen. Besonders Frauen müssen sich frühzeitig um das Thema kümmern und schon vor der Familienplanung an die Rente denken.
Birgit Horbach hat das nicht gemacht. Als tarifbeschäftigte Heilerziehungspflegerin wird sie dann im Alter genau überlegen müssen, was sie sich noch leisten kann.
Kleine Kinder, kleine Rente – das gilt leider auch für dich als Kita-Angestellte. Wie gehst du mit den schlechten Aussichten um?
Die Vorstellung bis zum Alter von 66,5 Jahren zu arbeiten, um ohne Abzüge Rente zu beziehen, ist nicht so toll. Ich habe 13 Jahre lang nicht gearbeitet wegen der Kindererziehung und mir schon einmal die Rente ausrechnen lassen. Üppig wird sie nicht. Trotzdem leiste ich es mir jetzt, solange ich noch voll verdiene, einige Wünsche zu erfüllen, zum Beispiel Reisen. Und ich spare, um für später Rücklagen zu haben.
Ob vorzeitige Rente mit 63 oder Altersteilzeit finanziell infrage kommen, will ich dann sehen. Sonst muss ich eben bis zum Erreichen der Altersgrenze dabeibleiben, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, in dem Alter noch den Ansprüchen an unsere Arbeit gerecht werden zu können.
Hast du zusätzlich privat für deinen Ruhestand vorsorgen müssen?
Nein, außer der Zusatzversorgung (ZV) als betriebliche Altersvorsorge habe ich keine zusätzlichen Versicherungen. Meine Altersvorsorge ist das eigene Haus, in dem ich lebe. Die Unterhaltskosten sind Gott sei Dank nicht so hoch. Das müsste zu stemmen sein. Natürlich braucht man auch hierfür Rücklagen. Weitere Altersvorsorge schien nicht nötig, da mein Mann eine gute Pension hat. Das hat sich aber nun für mich erledigt.
Viele pädagogisch und erzieherisch tätige Kolleg*innen müssen im Alter mit einer kleinen Rente auskommen. Was sind aus deiner Sicht die Gründe dafür? Was müssen Betroffene bei ihrer Altersvorsorge bedenken?
Gründe sind immer noch zu niedrige Einstiegsgehälter, gerade in einem Alter, in dem man sich noch ein Leben aufbaut – eigene Wohnung, Auto, Familie. Viele, die das Glück haben, in einer finanziell abgesicherten Partnerschaft zu leben, vertrauen darauf, dass dies im Alter so bleibt. Warum also zusätzlich vorsorgen? Die, bei denen es schon in jungen Jahren knapp ist, haben schlichtweg das Geld nicht. Und wenn man jung ist – wer denkt da schon an Rente? Ich glaube aber, die jungen Leute heute leisten sich keine Pausen von mehreren Jahren mehr.
Und wie muss sich das Rentensystem verändern, um fair zu sein?
Ich habe mich leider nie näher mit dem Thema Rente befasst, daher fehlt mir das umfassende Wissen darüber, was schon getan wird. Auf jeden Fall müssten in Kindererziehungszeiten die Rentenbeiträge über die drei Jahre hinaus von staatlicher Seite weitergezahlt werden, zumindest bis zu einer bestimmten Familien-Einkommensgrenze. Auch eine Grundrente wäre wichtig. Und unbedingt müssten die jungen Leute schon in der Schule zu Versicherungen, Verträgen, Vorsorge und Rente unterrichtet werden.
Was würdest du Berufseinsteiger*innen in Sachen Lebensplanung und Altersvorsorge raten?
Ich würde jedem raten, so früh wie möglich und in Kindererziehungszeiten oder bei Teilzeitarbeit, weiter volle Rentenbeiträge zu zahlen – wenn es irgendwie geht. Bei einer Bekannten von mir haben die Eltern ab ihrem 18. Lebensjahr Beiträge gezahlt, sodass sie heute – trotz Studium und Kindern – mit 63 Jahren ohne Abzüge in Rente gehen kann. 45 Beitragsjahre schafft sonst kaum eine Frau.
Junge Leute müssen heute vorsorgen – von Anfang an. Und aus eigener Erfahrung würde ich raten, sich hauptsächlich auf sich selbst zu verlassen, weil das Leben nicht planbar ist. Geht doch alles gut, hat man im Alter mehr.