Weiterführende Schule 05.04.2017

Abi-Mottowoche kreativ begleiten

Gymnasium
Abi-Mottowoche kreativ begleiten

Endlich Abi: Mottowoche und Streiche am Ende der Schulzeit

Die Mottowoche in NRW läuft. Sie ist die letzte Schulwoche der Abiturient*innen vor ihren harten Abschlussprüfungen. Seit bestimmt 20 Jahren in verkleideter Form gefeiert, ist sie jüngst verhaltensauffällig geworden. Aber war das nicht schon immer so? Nicolai Rasky ist Beratungslehrer an der Gesamtschule Velbert und begleitet Abiturjahrgänge während ihrer gesamten Abizeit. Er plädiert für Respekt, Transparenz, Zusammenarbeit und ganz viel Humor.

  • Autor*in: Nicolai Rasky
  • Funktion: Beratungslehrer an der Gesamtschule Velbert
Min.

Im Frühjahr 2016 sorgten die Aktionen in der Abi-Mottowoche an einzelnen Schulen für Negativschlagzeilen, weil Abiturient*innen ihre Grenzen weit überschritten. Wenn Grenzen in der Schule überschritten werden – die übrigens manchmal unsere persönlichen Grenzen, manchmal die Grenzen der Schulleitung, manchmal die Grenzen der politischen Korrektheit sind – dann müssen wir gemeinsam mit den Schüler*innen den Rahmen der Grenzen deutlich definieren. Das gibt der Mottowoche eine Grundspannung, ab und zu auch mal richtig Ärger, aber es gehört einfach dazu. Das ist unser Job.

Erinnerung an die eigene Schulzeit

Bereits in meiner Abiturzeit in den späten 1990er Jahren in Essen wurden Abistreiche zur Anzeige gebracht. Der öffentliche Aufschrei war schon damals groß, wenn Cowboys mit Spielzeugwaffen Autofahrer*innen von ihren Fahrzeugen aus ins Visier nahmen.

Natürlich – das macht solche Vorfälle nicht besser, aber wir müssen uns deshalb nicht über „die Jugend von heute“ ganz besonders aufregen. Wir sollten reagieren, wenn Grenzen überschritten werden. Und das wird in der Ausnahmesituation der letzten Schulwoche immer wieder passieren.

Problematischer wird es, wenn Schüler*innen Konflikte im Rahmen der Mottowoche außerhalb der Schule austragen – darauf haben wir als Lehrkräfte dann kurzfristig keinen Einfluss mehr. Aber auch dabei gibt es gegensätzliche Stammtischparolen: „Abitur ist auch ein Reifezeugnis“ und „Wir waren doch alle mal jung“. Ein guter Weg liegt wohl in der Mitte, denn auch für diese Konflikte gilt: Die kennen wir aus unserer Jugend, die gibt es auch heute noch und die wird es auch in Zukunft immer geben.

Abschied von der Schule mit Humor

Die Schüler*innen freuen sich über das Ende ihrer Schulzeit und feiern es. Absurd und auch ein wenig arrogant ist es dann zu fragen „Sie haben noch nichts geleistet und wollen schon feiern?“ Natürlich wollen sie das. Die Feierlaune sollten alle nachvollziehen können, wenn sie sich an die eigenen letzten Tage ihrer Schulzeit erinnern.

Im besten Fall wollen sich unsere Schüler*innen humorvoll von uns verabschieden, sich positiv in Erinnerung halten, sich ein Denkmal setzen. Und ob das Denkmal in seiner Intention wirklich positiv ist, hängt viel vom Verhältnis der Menschen in der Schule ab, von den Persönlichkeiten, die beteiligt sind.

Respektvoll miteinander: Workshops in der Mottowoche

Die Mottowoche der Gesamtschule Velbert hat seit einigen Jahren ein spezielles Programm – also nicht nach dem vorher geltenden Stundenplan, sondern von Schüler*innen, Kollegium und Schulleitung zusammen erarbeitet. Doch wir glauben nicht, dass es dieser gemeinsam festgelegte Ablauf alleine ist, wodurch unsere Mottowoche fast immer innerhalb der vom Kollegium gesetzten Grenzen stattfindet.

Die Schüler*innen verbringen die Mottowoche in Workshops zusammen mit ihren Lehrer*innen, die sie auf die Abiturprüfungen vorbereitet haben. Neben den Fachlehrer*innen begleiten Beratungslehrer*innen – zwei pro Jahrgang – die Stufe in den gesamten drei Jahren ihrer Abiturzeit. Wir begegnen den Schüler*innen mit Respekt und suchen die Nähe zu ihnen – und diese Nähe soll eben auch in der Mottowoche gehalten werden. Wir sind präsent!

Dabei stellen die Kolleg*innen klar, dass diese Nähe keine reine Kontrolle der Schüler*innen ist. Wir alle machen den Spaß mit, erfreuen uns an den kreativen Verkleidungen, den kleinen Streichen zwischendurch und humorvollen Denkmälern.

Nah dran sein und miteinander reden

Wenn wir es für uns mal auf den Punkt bringen sollen: Nah dran sein heißt, viel miteinander reden, dabei ehrlich und respektvoll sein und das auch einfordern – den Spaß dabei aber nie vergessen. Drei Jahre lang!

Am Ende überwiegen das Schmunzeln und Lachen über die Späße der Schüler*innen und die Wehmut, wenn wir „unsere Kinder“, die jetzt erwachsen sind, verabschieden. Und unsere besten Wünsche begleiten sie in die bevorstehenden Abiturprüfungen und ihr Leben nach der Schule.