Lehrer*innenbildung 26.01.2018

Wie aus Lehrer*innen Schulleiter*innen werden

FortbildungBildungsgewerkschaft
Wie aus Lehrer*innen Schulleiter*innen werden

Wir feiern! 200 Teilnehmer*innen beim Schulleitungsqualifizierungskurs (SLQ) der GEW NRW

Tanja Schwenke will Schulleiterin werden. Was sie für ihren neuen Job wissen muss, lernt sie als 200. Teilnehmerin beim Schulleiterqualifizierungs-Kurs (SLQ) der GEW NRW.

  • Interview: Jessica Küppers
  • Funktion: Redakteurin im NDS Verlag
Min.

Rund 350 Schulleitungen fehlten nach Informationen des Schulministeriums zu Beginn des Schuljahres 2017/2018 in NRW. Damit es künftig genug gut ausgebildete Schulleiter*innen in NRW gibt, bildet die GEW NRW regelmäßig Lehrer*innen in Qualifizierungskursen aus. Eine von ihnen ist Tanja Schwenke – als 200. Teilnehmerin des SLQ-Seminars der GEW NRW. Was sie als zukünftige Schulleiterin wissen muss, bringt ihr Seminarleiterin Susanne Döbler-Eschbach bei. Im gemeinsamen Interview berichten die beiden davon, wie sie den Kurs erleben und welche Inhalte auf der Tagesordnung stehen.

Tanja, warum möchtest du dich als Schulleiterin qualifizieren und dieses Amt übernehmen?

Ich bin grundsätzlich ein Mensch, der gerne neue Herausforderungen sucht. Ich habe in meinem Beruf als Sonderpädagogin immer wieder neue Wege beschritten, um meine Schüler*innen gut auf das Leben und den Beruf vorzubereiten. Oft habe ich mich geärgert, wenn mir jemand gesagt hat, dass etwas rechtlich nicht möglich ist. Daher habe ich angefangen, mich intensiver mit dem Schulrecht zu beschäftigen und mir neues Wissen anzulesen.

Gleichzeitig wurde unsere Schule im Zuge der gesetzlichen Mindestgrößenverordnung mit einer anderen Schule zusammengelegt und es gab personelle Veränderungen. Ich unterstützte als dienstälteste Kollegin zunehmend die Schulleitung in ihrem Handeln. Dabei stellte ich fest, dass ich viel Freude an diesen Aufgaben habe und meine Kolleg*innen mich positiv bestärkten.

Im privaten Bereich gab es auch kleinere Veränderungen, die mir als Mutter von vier Kindern viel mehr Zeit als früher für eigene berufliche Ziele ließen. Irgendwann ergab sich aus diesen verschieden Faktoren der große Wunsch, mich weiteren Herausforderungen zu stellen und ein Amt in der Schulleitung anzustreben. Also habe ich mich für den SLQ-Kurs bei der GEW NRW angemeldet.

Was hast du bisher in der Schulleitungsqualifizierung gelernt?

Zuerst habe ich das für mich Wichtigste gelernt: Ich bin mir der Rolle, die ein*e Schulleiter*in hat, sehr viel bewusster und mir noch sicherer geworden, dass diese Aufgabe die richtige für mich ist.

Susanne legte als Seminarleiterin viel wert auf die Wahrnehmung eigener Ressourcen, Stärken und Vorstellungen. Ich bin mir selbstbewusster geworden und kann daher mein eigenes Handeln besser reflektieren und kritisch hinterfragen. Das halte ich für eine wichtige Fähigkeit im Bezug auf die eigene Entwicklung. Für die anderen Handlungsfelder und Schlüsselkompetenzen des Leitungshandelns habe ich viel Input bekommen, den ich noch vertiefen möchte.  

Susanne, was ist das Besondere an dem Qualifizierungskurs bei der GEW NRW?

Die GEW NRW bietet einen SLQ-Kurs an, den die Teilnehmer*innen zeitlich sehr kompakt in etwa zwölf Wochen durchlaufen. Damit reagieren wir auf Bedürfnisse von Lehrer*innen, die sich auf eine Stelle als Schulleitung bewerben wollten, aber zeitnah keinen Platz in den Kursen der Bezirksregierungen bekommen haben. Zudem ist es ein ausdrücklicher Wunsch der Teilnehmenden, möglichst wenige Unterrichtstage für den Besuch aufbringen zu müssen. Wir sind diesem Wunsch nachgekommen, indem wir überwiegend Wochenenden, Ferien- und Feiertage nutzen.

Mit einer Gruppengröße von maximal 14 Teilnehmenden gewährleisten wir ein hohes Maß an individueller Teilhabe sowie eine lebendige Gruppendynamik. Ein gewinnbringender Austausch mit Blick über den Tellerrand entsteht durch die heterogene Zusammensetzung der Kursgruppen. Vertreten sind Teilnehmer*innen aller Schulformen staatlicher und privater Schulen in ganz NRW. Darüber hinaus nehmen Lehrer*innen aus anderen Bundesländern wie Berlin, Hessen, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen teil.

Welche Inhalte vermittelst du in dem Seminar?

Der SLQ-Kurs der GEW NRW ist vom Schulministerium zertifiziert worden. Deshalb halten wir uns inhaltlich an die Vorgabe des Landes.

In unseren Kursen wird intensiv gearbeitet und gelernt: Auf theoretische Inputs folgen Anwendungen, Trainings mit professionellem Feedback und Reflexionen. Die schulpraktische Anbindung ist gewährleistet durch ein Moderator*innenteam bestehend aus erfahrenen Schulentwickler*innen und den Rechtsexpert*innen der GEW NRW.

Das Kursmaterial umfasst neben Skripten und einer Handbibliothek viele praktische Ergebnisse aus den Arbeitsphasen. Die überschaubare Gruppengröße führt zu einem schnellen und intensiven Kennenlernen der Teilnehmenden. Wir erleben in allen Kursen eine offene, konstruktive und humorvolle Atmosphäre. Die Teilnehmer*innen netzwerken rege während und nach Abschluss des Kurses.

Zu der guten Atmosphäre trägt der hochattraktive Tagungsort in der Geschäftsstelle der GEW NRW in Essen bei. Die Teilnehmer*innen erleben neue moderne Tagungsräume, die von allen als hoch motivierend und professionell eingerichtet beschrieben werden.

Die Summe aller genannten Vorzüge des GEW-Kurses führt dazu, dass unsere Teilnehmer*innen aus eigener Tasche einen Beitrag zahlen, der von allen als gute Investition in die eigene – nicht nur – berufliche Qualifikation betrachtet wird.

Tanja, konntest du schon Inhalte im Alltag anwenden?

Im Kurs wurde sehr häufig mit praktischen Beispielen aus unseren Schulen gearbeitet, sodass man viele Anregungen gut in den Alltag übertragen konnte. Für mich ist es dennoch schwierig zu sagen, an welchen Stellen ich einzelne Punkte, die ich im Seminar gelernt habe, angewandt habe. Ich glaube, dass ich das erworbene Wissen sehr häufig nutze und souveräner sowie selbstkritischer in vielen Situationen agiere. Insgesamt war der Kurs für mich in meiner beruflichen Entwicklung sehr gewinnbringend.   

Susanne, welche Veränderungen beobachtest du seit Beginn des Kursangebotes?

Die Nachfrage steigt. Veränderungen erlebe ich auch in der Motivlage der Teilnehmenden. Zu Beginn stand der Kompaktkurs im Vordergrund. Inzwischen hören wir nun immer häufiger von Teilnehmer*innen, die durch positive Rückmeldungen der Alumnis zur Anmeldung motiviert wurden. Das freut uns und wir arbeiten stets daran, immer besser zu werden.