Personalrat 01.09.2020

Belastungen an den Gymnasien reduzieren

„Arbeitszeitgerechtigkeit und Zeit für Familie bilden das Zentrum meiner Arbeit.“

Caroline Lensing kandidiert für den Hauptpersonalrat Gymnasien und Weiterbildungskollegs. Wir wollten wissen: Wer bist du und was möchtest du für die Gymnasien erreichen?

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Mein Name ist Caroline Lensing und bin 54 Jahre alt. Ich bin nun seit 19 Jahren Lehrerin. Zuerst an einem Gymnasium in Duisburg-Marxloh, heute unterrichte ich schon 14 Jahre am Marie-Curie-Gymnasium in Neuss. In meiner Zeit in Duisburg habe ich gelernt, welche Folgen mangelnde Bildungsgerechtigkeit hat. Das prägt meine Arbeit bis heute.

Ich habe lange im Personalrat Gymnasien und Weiterbildungskollegs (WBKs) bei der Bezirksregierung Düsseldorf gearbeitet und bin somit gut vertraut mit der Arbeit vor Ort. Seit drei Jahren vertrete ich nun schon die Interessen der Kolleg*innen im Hauptpersonalrat. Mir ist es wichtig, Gestaltungsmöglichkeiten wahrzunehmen und zu nutzen. So bin ich seit vielen Jahren auch auf unterschiedlichen Ebenen ehrenamtlich in der GEW aktiv.

Vereinbarkeit von Beruf und Schule schaffen

Ein deutlicher Schwerpunkt meiner Arbeit ist der Kampf für mehr Entlastung. Ich selbst habe mit den Fächern Deutsch und Englisch immer in Vollzeit gearbeitet und weiß somit aus eigener Erfahrung, was Korrekturbelastung bedeutet.

Schon im ersten Jahr meiner Lehrerinnentätigkeit war ich Ansprechpartnerin für Gleichstellungsfragen und habe mich viel mit den Ungerechtigkeiten der Teilzeitmodelle in Schule auseinandergesetzt. Als Mutter zweier noch schulpflichtiger Kinder liegt mir gerade auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sehr am Herzen.

Erholung auch für Lehrkräfte

Arbeitszeitgerechtigkeit und Zeit für Familie bilden somit das Zentrum meiner Arbeit. Lehrkräfte an Gymnasien und WBKs arbeiten im Schnitt mehr als andere Beschäftigte des öffentlichen Dienstes. Seit rund 20 Jahren kommen ständig weitere Aufgaben wie etwa Ganztagsunterricht, Inklusion, Sprachförderung und individuelle Förderung dazu. Die Pflichtstundenzahl wurde aber nicht reduziert. Die Umstellung von G9 zu G8 und wieder zu G9 verbraucht wertvolle Ressourcen, für die es keine nennenswerte Entlastung gibt. In Phasen der Spitzenbelastung – wie etwa beim Abitur, zentralen Prüfungen, Klausurblöcken oder Schüler*innenaustausch – fehlen Möglichkeiten zur Erholung gänzlich. Korrekturbelastete Kolleg*innen kennen in einigen Phasen kein Wochenende, womit eine starke Gesundheitsgefährdung einhergeht. Gerade junge Kolleg*innen entscheiden sich verstärkt für Teilzeit, um die Arbeit bewältigen zu können. Dieses Verhalten kann nur als Hilferuf interpretiert werden.

Daher fordere ich:

  • Endlich die Reduktion des Stundendeputats!
  • Angemessene Berücksichtigung von Klassenarbeiten und Klausuren im Stundendeputat und eine spürbare Entlastung der besonders korrekturbelasteten Kolleg*innen.
  • Systemische Lösungen für Überlastungen, wie etwa durch mehr Stellen im System.
  • Streichung von systemfremden Aufgaben sowie Abbau bürokratischer Vorgaben und Reglementierungen.
  • Klare Definition der vom Arbeitgeber geforderten Tätigkeiten, um die vom EuGH geforderte Arbeitszeiterfassung auch für Lehrkräfte an Gymnasien und Weiterbildungskollegs umzusetzen.

Unsere Erfolge der GEW NRW im Hauptpersonalrat

Auch das Thema Digitalisierung ist natürlich ins Zentrum der Arbeit gerückt. Der Forderung nach dienstlichen digitalen Endgeräten wurde nun endlich entsprochen. Dies ist ein großer Erfolg für die GEW NRW, die schon seit langem diese Geräte fordert. Gerade in Corona-Zeiten konnte die GEW viele ihrer Forderungen durchsetzen. So wird das Zentralabitur auch im nächsten Jahr weiter fortbestehen und die Kolleg*innen müssen nicht in Zeiten hoher Belastungen auch noch eigene Abiturvorschläge erstellen. Zudem wird ein Einstellungskorridor im Hinblick auf die Umstellung auf G9 eingerichtet. Die GEW hat in der Krise kompetent beraten und das Augenmerk – auch in der Öffentlichkeit – immer wieder auf die Bildungsgerechtigkeit gerichtet.

Caroline Lensing, Kandidatin für den Hauptpersonalrat Gymnasien und Weiterbildungskollegs