Auf ihrer Jahreshauptversammlung am 23. März 2023 konnte die GEW eine positive Bilanz als Gewerkschaft ziehen. Sie genießt hohe Akzeptanz in den Lehrerzimmern, aber auch in anderen Bildungseinrichtungen und ist mit über 1600 Mitgliedern die größte Bildungsgewerkschaft am Ort. Die Kolleg*innen schätzen vor allem die Initiativen der GEW, mit der sie immer wieder auf Missstände im Bildungsbereich hinweist und sich für bessere Arbeitsbedingungen einsetzt.
Erschreckend die Berichte des „täglichen Wahnsinns“ aus den Schulen. Der dramatische Lehrkräftemangel ist zwar in aller Munde, wie gravierend er aber tatsächlich ist und welche Belastungen damit für alle verbunden sind, darüber werden Eltern und Öffentlichkeit im Unklaren gelassen.
Unbesetzte Lehrerstellen werden zwar gezählt, nicht offengelegt wird aber, wenn Unterricht gar nicht stattfinden kann, obwohl er im Stundenplan steht. „Wir nennen das Betreuung und das passiert täglich“, wird aus der Sekundarstufe I berichtet. Es kommt vor, dass eine Lehrkraft zwei oder sogar drei Klassen mitbetreuen muss. Das ist eigentlich aus Aufsichtsgründen gar nicht zu verantworten, aber Reserven haben wir nicht und Unterricht kann man das natürlich nicht nennen. In der Sekundarstufe II nennt man das dann beschönigend EVA – Eigenverantwortliches Arbeiten.“ Ein Lehrer aus einer Realschule ergänzt: „Wir müssen zwar keine Klassen mitbetreuen, bei uns heißt das „Aufteilung“. Es ist an der Tagesord-nung, dass 6-8 Kinder zusätzlich in die Klasse kommen und hoffentlich wenigstens einen Sitzplatz finden. Vernünftigen Unterricht kann man dann vergessen.“
Nicht gezählt werden auch die Überstunden, die im Lehrerkollegium Tag für Tag zusätzlich geschoben werden. Die Schulen arbeiten seit Jahren am Limit, Arbeitsverdichtung und Überlastung haben schwerwiegende Folgen und fordern ihren Preis. Der Krankenstand steigt, die Unzufriedenheit wächst, weil man den Kindern nicht mehr gerecht werden kann.
Das zeigt sich besonders gravierend, wenn fünf oder mehr Kinder in einer Klasse des „Gemeinsamen Lernens“ mit 30 Schüler*innen sitzen, die eigentlich individuell sonderpädagogisch betreut werden müssen. Doch dafür gibt es kein Personal. Zusätzliche Inklusionshelfer*innen könnten hier ein wenig Entlas-tung bringen, doch das erschwert die Stadt erschwert mit bürokratischen Hürden.
„Der akute Lehrermangel wird nicht so schnell verschwinden, deshalb müssen wenigstens andere Ent-lastungsmaßnahmen greifen, damit das System nicht kollabiert. Die Einschränkung der Teilzeit für die Lehrkräfte, die jetzt anläuft, wird den Krankenstand nur erhöhen, keine Entspannung bringen und den Beruf nur unattraktiver machen.“ Das war einhellige Meinung der GEW-Kolleg*innen.
Notwendig wäre z.B. zusätzliches Verwaltungspersonal in den Schulsekretariaten. Auch Personal für die Wartung der digitalen Geräte, die jetzt von den Lehrkräften nur allzu oft in Wochenendschichten eingerichtet und betreut werden müssen, könnte den Schulen helfen.
„Warme Worte helfen nicht, wir brauchen Taten und das sofort.“ So bilanziert Richard Voß vom Leitungsteam der GEW in Wuppertal.
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