lautstark. 26.09.2023

„Unsere Vielfalt verleiht uns Stärke“

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75 Jahre GEW NRW

Die Bildungsgewerkschaft feiert Geburtstag: Seit 75 Jahren macht sie sich stark für gute Arbeitsbedingungen, faire Bezahlung und gute Bildung für alle als Voraussetzung gleichberechtigter gesellschaftlicher Teilhabe. Das alles könnte die GEW nicht ohne ihre Mitglieder tun. Zeit für ein Dankeschön!

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  • Ausgabe: lautstark. 05/2023 | Belastung reduzieren – Weil zu viel zu viel ist
  • im Interview: Ayla Çelik
  • Funktion: Vorsitzende der GEW NRW
  • Interview von: Anja Heidel-Rohden
  • Funktion: Redakteurin im NDS Verlag
Min.
75 Jahre GEW – ohne ihre Mitglieder wäre dieses Jubiläum unmöglich. Was verdankt die GEW NRW ihnen?

Ayla Çelik: Die GEW – das ist eine Solidargemeinschaft von vielen, die sich zum Wohle aller für die Interessen der Beschäftigten im Bildungsbereich einsetzen. Die GEW – das sind in NRW 46.000 Bildungsprofis, die in pädagogischen und wissenschaftlichen Berufen arbeiten, in Kitas, Schulen, Hochschulen, in der Erwachsenenbildung und in anderen Bildungseinrichtungen. Wir sind da, wo Bildung ist. Und unsere Mitglieder verleihen unseren berechtigten Forderungen Stimme und Gewicht – auch auf der Straße, bei Streiks und Kundgebungen, bei kreativen Aktionen vor Ort oder im Netz, in Debatten im Lehrer*innenzimmer. Sie sind der Treiber für gute Ergebnisse.

Ohne den Druck auf der Straße, ohne unsere Mitglieder hätten wir zum Beispiel A13 und den schulscharfen Sozialindex nicht erreichen können! Damit wurden in den vergangenen Jahren zwei große Forderungen der Bildungsgewerkschaft umgesetzt – wenn auch nicht so, wie wir es der Politik empfohlen haben. Aber das ist ein Anfang und wir bleiben hartnäckig so lange dran, bis wir eine echte Gleichbezahlung erreichen mit A13Z und der Einführung einer einheitlichen Laufbahn für alle Lehrkräfte. Wir sagen: Z ist nicht zu viel, sondern das Ziel. Und ein echter schulscharfer Sozialindex als Steuerungsinstrument für Ressourcen kann nur gelingen, wenn zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt werden, sodass Schulen mit unterschiedlichen sozialräumlichen Bedingungen unterschiedlich behandelt werden können.

Wir sind eine Bildungsgewerkschaft, die von der Solidarität ihrer Mitglieder getragen wird. Ohne unsere „stillen“ Mitglieder, die teils seit Jahrzehnten dabei sind, und ohne die Mitglieder, die vor Ort unschätzbar wertvolle ehrenamtliche Arbeit leisten, wären wir als Gewerkschaft nicht das, was wir heute sind: die größte Bildungsgewerkschaft! Dafür bedanke ich mich herzlich bei allen Kolleg*innen! Denn aus jedem einzelnen Mitglied schöpfen wir täglich Kraft für den Kampf für gute Bildung und gute Arbeitsbedingungen.

Wie prägen die Mitglieder seit 75 Jahren das Gesicht der Bildungsgewerkschaft?

Ayla Çelik: Als größte Bildungsgewerkschaft Deutschlands wachsen wir seit unserer Gründung 1948 stetig und haben besonders mit den ostdeutschen Kolleg*innen wirkstarke Mitglieder gewonnen. Alle Menschen, die im Bildungsbereich arbeiten, können Mitglieder der GEW werden, sich einbringen, sich wählen lassen und maßgeblich die Richtung der GEW mitbestimmen. Ein gewerkschaftliches Zuhause bietet die GEW allen: So vielfältig unsere Aufgaben in der Gesellschaft sind, so vielfältig ist unsere solidarische Gemeinschaft.

Daher sind Studierende und arbeitssuchende Pädagog*innen gleichberechtigte Mitglieder in der GEW NRW. Und genau in dieser Vielfalt liegt unser Alleinstellungsmerkmal: Unsere Mitglieder arbeiten entlang der gesamten Bildungskette eines Menschen, von der Kita bis zur Erwachsenenbildung. Wir sind viele, wir sind bunt! Unsere Vielfalt bereichert uns und verleiht uns Stärke.

Zum Geburtstag darf man sich natürlich auch etwas wünschen. Was wünscht sich die GEW NRW von ihren Mitgliedern?

Ayla Çelik: Gerade in einer Zeit, in der die Beschäftigten für bildungspolitische Fehlentscheidungen und Fehlplanungen die Zeche zahlen, müssen wir ihre Rechte vertreten und verteidigen. Als Vorsitzende wünsche ich mir daher, dass unsere Gremien ihre konstruktive Arbeit fortsetzen und dass wir gleichzeitig die GEW NRW in der Fläche stärken. Ich wünsche mir, dass unsere Mitglieder sich mit konstruktiver Kritik häufiger einbringen. Mit Blick auf die Personalratswahlen im Juni 2024 wünsche ich mir, dass alle unsere Mitglieder an der Wahl teilnehmen und mit ihrer Stimme für starke Personalräte sorgen.

Und mein größter Wunsch sind viel mehr neue Mitglieder, die sich nicht scheuen, mitzuwirken, und sich lautstark einbringen, um unser aller Ziel durchzusetzen: die Verbesserung des Bildungssystems über gute Rahmenbedingungen für das Lehren und Lernen für alle. Damit Beschäftigte ihren Beruf sinnstiftend erleben und Kinder und Jugendliche ihrer Zukunftschancen nicht beraubt werden.