30.08.2019

Recht auf freie Bildung weltweit!

Arbeits- und GesundheitsschutzPolitische Bildung

8. Weltkongress der Bildungsinternationalen in Thailand

17 GEW-Kolleg*innen reisten zum Weltkongress der Bildungsinternationalen, um die Wiederwahl der Vizepräsidentin Marlis Tepe mitzuerleben und globale Bildung mit Teilnehmer*innen aus über 170 Ländern zu diskutieren. Während in NRW die Schule diese Woche wieder losging, verarbeitet Kollegin Hannah Heisterkamp aus dem Leitungsteam der jungen GEW NRW noch zahlreiche Eindrücke vom Weltkongress in Thailand. Sie berichtet von ihren Erfahrungen, von den Diskussionen und Resolutionen, die die Bildungsexpert*innen weltweit aktuell beschäftigen.

  • Autor*in: Hannah Heisterkamp
  • Funktion: Leitungsteam junge GEW NRW
Min.

Vom 19. bis 26. Juli tagte der 8. Weltkongress der Bildungsinternationalen (BI) unter dem Motto „Educators and their unions taking the lead“ im thailändischen Bangkok. Die BI ist der im Jahr 1993 gegründete, größte transnationale Dachverband der Bildungsgewerkschaften und vereint rund 400 Gewerkschaften aus mehr als 170 Ländern mit 33 Millionen Mitgliedern.

Demokratie, Klimawandel und Gesundheitsschutz – zentrale Themen der Bildungsinternationalen

Alle vier Jahre treffen sich die Mitgliedsgewerkschaften, aktuell unter der Leitung der wiedergewählten australischen Präsidentin Susan Hopgood. Die Resolutionen und Diskussionen beschäftigten sich in diesem Jahr unter anderem mit der Förderung von Demokratie, Menschen- und Gewerkschaftsrechten, der Weiterentwicklung der pädagogischen Berufe – auch hinsichtlich des Gesundheitsschutzes und unabhängigen freien Arbeitens –, dem Klimawandel und der Gewährleistung eines freien Zugangs zu guter Bildung für alle.

Marlis Tepe als Vizepräsidentin der Bildungsinternationalen bestätigt

Aus GEW-Sicht gab es ein besonderes Ereignis: Die Bundesvorsitzende Marlis Tepe wurde als Vizepräsidentin der BI wiedergewählt. Schwerpunktmäßig wird sie sich für das Recht auf freie Bildung für alle einsetzen. Mit Marlis Tepe reiste eine GEW-Delegation aus 17 hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kolleg*innen nach Thailand.

1.600 Delegierte aus aller Welt beim Kongress der Bildungsinternationalen in Bangkok

Ich hatte die große Ehre die GEW NRW beim Weltkongress zu vertreten. Meine Motivation an der BI teilzunehmen war die Neugier und die Chance, zum ersten Mal internationale Luft im gewerkschaftlichen Kontext schnuppern zu können. Und so flog ich mit der Erwartung nach Bangkok, neue Menschen mit völlig unterschiedlichen kulturellen und beruflichen Hintergründen kennenzulernen und mit der Hoffnung, dass im internationalen Vergleich die Herausforderungen, die in Deutschland herrschen, einem nicht mehr ganz so groß vorkommen würden.

Und genau diese Erwartungen und Hoffnungen wurden erfüllt. Gleichzeitig beeindruckt und überrascht war ich, dass 1.600 Delegierte zusammen in einem riesigen Kongresssaal saßen und alles friedlich und harmonisch ablief.

Internationalen Delegierte gemeinsam für bessere Bedingungen im Bildungssystem

Zunächst einmal bedankte sich jede*r Antragssteller*in beziehungsweise Redner*in bei der Präsidentin, dass sie*er zum Antrag sprechen kann und für die Möglichkeit am Kongress teilnehmen zu können. Auch kämpferische Reden waren dabei – alles in allem aber in einem gemäßigten, dankbaren Ton.
Bei den Abstimmungen herrschte eine große Übereinstimmung. Die dadurch hervorgerufene Stimmung bewirkte eine Einheit unter den Delegierten und eine große Wertschätzung. Die Hauptbotschaft der BI ist für mich, dass obwohl alle aus so unterschiedlichen Ländern mit völlig verschiedenen Herausforderungen kommen, uns alle die Liebe zu unserem Beruf und der unermüdliche Einsatz in den Gewerkschaften im Kampf für bessere Bedingungen im Bildungssystem einen.

Roundtable für unter 35-Jährige: Strukturen für junge Gewerkschafter*innen schaffen

Als Mitglied des Leitungsteams der jungen GEW NRW ist mir der Generationendialog innerhalb der Gewerkschaft ein besonderes Anliegen. Und so befürworte ich es sehr, dass bei der BI ein erster Schritt in diese Richtung gemacht worden ist. Zum ersten Mal gab es ein „Young Members‘ Roundtable“ für alle unter 35-Jährigen. Hier saßen etwa 40 junge Delegierte zusammen und überlegten, wie die BI es ermöglichen kann, Strukturen für junge Gewerkschafter*innen zu schaffen wie etwa die Einführung einer Quote für junge Delegierte, ein Mentoring-Programm oder die Schaffung von regionalen Strukturen für junge Mitglieder.

Generationendialog in der GEW NRW und international

Auf den Weg des Generationendialogs hat sich die GEW NRW bereits gemacht. Für mich ist es sehr motivierend, dass das Thema unter anderem auf den Philippinen, in China, USA und Indien ebenso eine große Rolle spielt. Auch die GEW auf Bundesebene hat hier eine Vorbildfunktion eingenommen, indem sie bei der Zusammensetzung der Delegation darauf geachtet hat, dass drei unter 35-Jährige am Weltkongress teilnehmen konnten.

Dem Kongress vorangestellt wurde ein Rahmenprogramm der GEW, das Besuche in der Deutschen Botschaft, beim Goethe Institut, der Friedrich-Ebert-Stiftung sowie eine Stadtführung beinhaltete. Hierdurch lernte die Delegation Thailand nicht nur von seiner kulturellen, sondern auch von seiner politischen Seite kennen.

Tango tanzen im Kampf für ein gerechtes Bildungssystem

Insgesamt war der Weltkongress der Bildungsinternationalen unglaublich bereichernd und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Nachhaltig im Kopf geblieben ist mir unter anderem die Aussage von Rashidah Shuib: „Being a women in the fight for social justice is like dancing the tango“. Es geht ein Stück voran, manchmal geht es ein Stück zurück und manchmal hat man das Gefühl zu fallen. Diesen Satz kann man nicht nur im Kampf der Frauen für soziale Gerechtigkeit verwenden, sondern auch auf den Kampf für ein gerechtes Bildungssystem übertragen.